Grünen-Landeschefin Thekla Walker zeigt sich enttäuscht darüber, wie wenig Verwaltungschefinnen, Dezernentinnen oder Amtsleiterinnen in der öffentlichen Verwaltung in Baden-Württemberg zu finden sind: „Es ist ein Trauerspiel, dass es kaum Frauen an der Spitze unserer Behörden gibt – und das, obwohl Frauen gerade in diesem Bereich so gut qualifiziert sind wie nie zuvor.“
Dabei müssten laut Thekla Walker gerade die öffentlichen Verwaltungen Vorbild in Sachen Gleichstellung und Frauenförderung sein.
Die Grünen-Vorsitzende betont: „Es kann nicht sein, dass wir von Unternehmen fordern, den Frauenanteil in Spitzenpositionen zu erhöhen. Aber in den Behörden selbst gehen wir mit schlechtem Beispiel voran.“ Mit Blick auf die Kommunalwahlen im kommenden Jahr macht die Grünen-Chefin darauf aufmerksam, dass Frauen auch in den Gemeinderäten und Kreistagen stark unterrepräsentiert seien. „Wer die Organigramme der Landkreise nach Frauen in Führungspositionen durchforstet, der sieht: Die Situation in den Landratsämtern ist frustrierend“, sagt Walker.
35 Landräte gibt es in Baden-Württemberg, darunter gerade einmal zwei Frauen. Von den knapp 160 Dezernenten-Stellen sind laut Organigrammen auf der Internetseite lediglich rund 15 Prozent mit Frauen besetzt. Auch auf Amtsleiter-Ebene ist die Lage kaum besser: Von knapp 670 Stellen sind rund 22 Prozent von Frauen besetzt; diese haben vorwiegend einen sozialen Schwerpunkte (Sozial- und Jugendämter, Bildung, Schule und Gesundheit).
Etwas besser schneiden die Städte und Stadtkreise ab.Von einem ausgewogenen Verhältnis zwischen männlichen und weiblichen Führungskräften kann jedoch keine Rede sein.
Nachholbedarf sieht Thekla Walker auch bei den Ministerien des Landes. Von den Ministerposten ist zwar immerhin ein Drittel durch Frauen besetzt, Frauen stellen auch rund die Hälfte der Staatssekretäre und Staatssekretärinnen. Doch unter den Ministerialdirektoren und- direktorinnen gibt es nur rund 18 Prozent Frauen. Auf Dezernentenebene finden sich circa 13 Prozent Frauen, auf Amtsleiterebene 19 Prozent.
An mangelnder Qualifikation kann es laut Walker jedenfalls nicht liegen, dass es so wenig weibliche Führungskräfte in den baden-württembergischen Behörden gibt. An den entsprechenden Hochschulen in Ludwigsburg und Kehl erwerben seit Jahren sogar weit mehr Frauen als Männer einen Abschluss. Der Anteil weiblicher Absolventinnen beträgt an der Hochschule für Verwaltung und Finanzen Ludwigsburg seit vielen Jahren mehr als 60 Prozent, in den vergangenen fünf Jahren bewegte er sich sogar um die 70 Prozent. Rund 70 Prozent meldet aktuell auch die Hochschule für öffentliche Verwaltung in Kehl. Thekla Walker: „Die Verwaltungschefs müssen also nur wollen. Es gibt genügend qualifizierte und motivierte Frauen, die sich für Führungsaufgaben empfehlen.“
Walker fordert in diesem Zusammenhang alle Mitglieder der Gemeinderäte und Kreistage dazu auf, die Verwaltungsspitzen zu ermutigen, Führungspositionen künftig mit mehr Frauen zu besetzen. Aber auch die Räte und Rätinnen müssten sich bei Stellenbesetzungen, die im Gremium abgestimmt werden, für qualifizierte Frauen stark machen.