„Gemeinschaftsschulen leisten enorm viel – im Umgang mit der Vielfalt der Schülerschaft, beim Ganztagsangebot und der Inklusion. Und das bei gleicher Ausstattung wie die anderen Schularten“, das ist Sandra Detzers Fazit nach dem Besuch der Schule Innenstadt, einer Gemeinschaftsschule in Esslingen, und der Vigeliusschule in Freiburg. In der diesjährigen „Woche der Gemeinschaftsschule“ hat die Grünen-Landesvorsitzende zwei Gemeinschaftsschulen besucht, um sich vor Ort über die pädagogische Arbeit, die Herausforderungen und Wünsche von Lehrer*innen, Schüler*innen und Eltern auszutauschen.
Die Gemeinschaftsschule wurde unter der grün-roten Landesregierung eingeführt. Mittlerweile lernen an 321 Gemeinschaftsschulen gut 75.000 Schülerinnen und Schüler und können sich dort auf alle drei Schulabschlüsse vorbereiten. Die Stärke der Schulart zeigte sich beim ersten Realschul-Abschlussjahrgang 2018: Zwei Drittel des Jahrgangs machten den Realschulabschluss, 19 Prozent den Hauptschulabschluss – und das, obwohl 47 Prozent der Schüler*innen mit einer Hauptschulempfehlung und 37 Prozent mit einer Realschulempfehlung in die fünfte Klasse gekommen waren. „Kinder entwickeln sich an der Gemeinschaftsschule ungemein. Das zeigt, wie Schule Chancengerechtigkeit und Leistungsstärke verbinden kann. Es war gut und wichtig, dass wir die Gemeinschaftsschule gemeinsam mit der SPD eingeführt haben. Wir wollen sie als starke integrative Säule unseres Schulsystems weiter ausbauen“, so Sandra Detzer.
Am 27. November war Sandra Detzer in der Schule Innenstadt am Schillerpark in Esslingen zu Gast, wo mehr als 800 Schülerinnen und Schüler der Stufen 5 bis 10 lernen. Die Schulleiterin Christel Binder stellte das Konzept der Schule vor, die besonderen Wert auf das wertschätzende Miteinander der Schüler*innen legt. Sie kommen aus ganz verschiedenen Stadtteilen und begegnen an der Schule unterschiedlichen Kulturen und Lebensentwürfen. Die Schule hat einen musischen Schwerpunkt, kooperiert mit der Musikschule Esslingen, bietet ein Orchester und Musical-AGs an. Lehrerinnen und Lehrer verstehen sich als Teamplayer und arbeiten kontinuierlich an der Schulentwicklung. Der Tagesablauf an der Gemeinschaftsschule ist in verschiedene Phasen gegliedert. Wert gelegt wird auf Zeiten für kooperatives Lernen, das zum Beispiel im Lernatelier in kleinen Gruppen möglich ist. Die Schülerinnen und Schüler lernen je Fach auf einem der drei Niveaus M (mittleres Niveau), G (grundlegendes Niveau) und E (erweitertes Niveau).
Die Möglichkeit, auf dem individuell passenden Niveau zu lernen, stellt einen der Hauptgründe dar, warum sich Kinder und Eltern für die Gemeinschaftsschule entscheiden. So berichtet ein Schüler: „Ich stand in der vierten Klasse zwischen Realschule und Gymnasium. Die Entscheidung für die Gemeinschaftsschule war die richtige für mich. Hier konnte ich mich steigern, ohne überfordert zu sein – das war ein Erfolgserlebnis.“ Ziel der Schule Innenstadt ist es, eine Oberstufe einzurichten, die zum Abitur führen soll: „Wir wollen alle drei Abschlüsse anbieten. Das wünschen sich auch die Eltern: Ihre Kinder sollen hier neun Jahre lernen und das Abitur machen können“, erklärt Christel Binder.
Als Wünsche an die Politik nannten die Schüler*innen, Lehrkräfte und Eltern eine bessere Ausstattung mit Lehrkräften, die verstärkte Einrichtung von Oberstufen und die allgemeine Wertschätzung der Schulart. Sandra Detzer bekräftigt: „Die weitere Einrichtung von Oberstufen, die Schülerinnen und Schüler zum Abitur führen, ist wichtig, damit die Gemeinschaftsschule ihre volle pädagogische Kraft entfalten kann. Wir wollen mehr davon, damit das pädagogische Konzept in der Fläche wirken kann.“
Am 28. November besuchte Sandra Detzer die Vigeliusschule in Freiburg. Auch der Schulleiter der Vigeliusschule, Thomas Hartwich, wünscht sich mehr Unterstützung der Politik für die Gemeinschaftsschulen. Der Erfolg der Gemeinschaftsschule zeigt sich auch im ersten Jahrgang, der einen Realschulabschluss abgelegt hat: Die Absolvent*innen hatten in der vierten Klasse keine Realschulempfehlung. Über den Besuch in der Vigeliusschule berichtet die Badische Zeitung.
Die „Woche der Gemeinschaftsschulen“ findet 2019 vom 25. bis zum 29. November statt und wird vom Verein für Gemeinschaftsschulen in Baden-Württemberg organisiert. Herzlichen Dank an alle Beteiligten für den offenen Austausch und die vielen Einblicke in den Schulalltag!