Pflanzenschutzmittel schützen Pflanzen – und töten Bienen. Diese „Nebenwirkungen“ sind nicht gewollt, aber unvermeidlich, und die Risiken sind enorm, wie das massenhafte Bienensterben am Oberrhein in diesem Frühjahr zeigt. Der Einsatz des Pestizids Clothianidin, ein hochgradig toxisches Nervengift, das zum Beizen von Maissaatgut verwendet wird, führte zum Tod von über 11.500 Bienenvölkern. Aber auch dieser Vorfall ist in den Augen der Landesregierung nur eine Verkettung unglücklicher Umstände, ein technisches Versagen, und kein Grund eine andere Landwirtschaftspolitik anzu-gehen. Statt auf Biologie setzt man auf Chemie, statt Fruchtfolge und Biodiversität sind Neonicotinoide und Maismonokultur die Antwort. Die Politik der Landesregierung unterstützt massiv den Einsatz von Pestiziden. Damit will sie die landwirtschaftlichen Betriebe effizienter und wettbewerbsfähiger machen. Der CDU-FDP-Kurs lautet: Wachsen oder weichen. Industrialisierung des Landbaus und der Tierproduktion oder Hofaufgabe und Ausstieg aus der Landwirtschaft.
In dieser Ausgabe unseres Magazins beschäftigen wir uns mit Fragen zum Thema Landwirtschaft. Dazu:
Mehr Gerechtigkeit: geht nicht ohne Freiheit. Klares grünes Profil verlangt einen differenzierten Gerechtigkeitsbegriff, der Nachhaltigkeit verspricht – und einhält. Von Daniel Mouratidis
Mehr Bio (I): geht nicht ohne Veränderung, für VerbraucherInnen wie für ProduzentInnen. Wenn man will, sind aber 100 Prozent drin. So der Stuttgarter Demeter-Landwirt Christoph Simpfendörfer im Interview mit Thomas Hornung
Mehr Bio (II): geht nicht ohne gentechnikfreie Landwirtschaft. Thomas Hornung berichtet über den Protest gegen Versuche mit Genmais in Ladenburg.
Mehr Bio (III): geht nicht ohne klares Konzept. Biomasse ist im Aufwind, aber nicht unumstritten. Als Biosprit längst in Verruf geraten, ist sie trotzdem wichtig, auch fürs Klima. Von Franz Untersteller.
Mehr Stille: geht nicht ohne Aktionspläne. Lärm ist oft Umweltproblem Nr. 1, und (fast) jeder ist betroffen. Deswegen wollen alle mitreden. Dürfen sie auch, doch manche Kommunen wollen nicht so recht. Sollten sie aber, so Gisela Splett.