Der neue IQB-Bildungstrend ist da und bescheinigt Baden-Württemberg eine Trendumkehr in der Bildungspolitik. Was das bedeutet, erklärt unser Vorstandsmitglied Lukas Weber im Interview.
Was ist der IQB-Bildungstrend – und warum ist er für Baden-Württemberg wichtig?
Der IQB-Bildungstrend ist eine bundesweite Vergleichsstudie, die regelmäßig die Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern in Deutsch, Mathematik und den Naturwissenschaften überprüft. Sie zeigt, wie gut die Länder die vereinbarten Bildungsstandards umsetzen – und wo es konkreten Verbesserungsbedarf gibt. Für Baden-Württemberg waren die Ergebnisse vor einigen Jahren ein deutlicher Hinweis darauf, dass bildungspolitisch nachgesteuert werden muss. Das Land hat darauf reagiert: mit gezielten Investitionen in die Qualitätsentwicklung und einem klaren Fokus auf die Förderung der Basiskompetenzen – lesen, schreiben, rechnen.
Wie steht Baden-Württemberg im Bundesvergleich da?
Die bundesweiten Ergebnisse geben wenig Anlass zur Entwarnung: In allen Ländern sinken die Schülerleistungen weiter – möglicherweise auch als Spätfolge der Schulschließungen während der Corona-Pandemie. Im Vergleich der Bundesländer sticht Baden-Württemberg positiv hervor. Zwar sind die Leistungen auch hier nicht gestiegen, doch das Land liegt wieder deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Nach Jahren des Abwärtstrends deutet sich eine Trendumkehr an. Die Rückkehr in die Spitzengruppe ist ein ermutigendes Signal – und zugleich ein klarer Auftrag, jetzt nicht nachzulassen. Denn weiterhin erreichen zu viele Schülerinnen und Schüler die Mindeststandards nicht. Es bleibt also viel zu tun.
Was sagen die Wissenschaftlerinnen dazu?
Für Prof. Petra Stanat, Leiterin des IQB, macht die Entwicklung in Baden-Württemberg Hoffnung. Sie bescheinigt der Schulpolitik, die Probleme der vergangenen Jahre ernst genommen, gezielt in die Qualitätssicherung investiert und den Fokus auf die Förderung von Basiskompetenzen gelegt zu haben. Besonders bemerkenswert: Baden-Württemberg zeigt, dass ein hoher Anteil an Schüler*innen mit Migrationsgeschichte kein Grund für schwächere Leistungen sein muss – wenn die Sprachförderung konsequent erfolgt. Das widerlegt pauschale Zuschreibungen und zeigt, wie entscheidend gezielte Förderung für Bildungserfolg und Chancengleichheit ist.
Was sollten wir Grüne daraus für unsere Bildungspolitik mitnehmen?
Die Richtung stimmt – aber es ist zu früh für eine Entwarnung. Die Ergebnisse zeigen: Wir dürfen jetzt nicht nachlassen. Für uns Grüne heißt das, den eingeschlagenen Weg konsequent weiterzugehen. Entscheidend ist, dass alle Kinder früh und wirksam beim Lesen, Schreiben und Rechnen unterstützt werden – unabhängig davon, ob sie zu Hause Hilfe bekommen oder nicht. Dafür wollen wir das Förderprogramm SprachFit weiter ausbauen. Besonders Schulen in herausfordernden Lagen brauchen gezielte Unterstützung. Mit dem Startchancenprogramm und seinem Sozialindex setzen wir genau dort an. Und wir denken weiter: Ein kostenloses und verbindliches letztes Kita-Jahr wäre der nächste Schritt, um Bildungsgerechtigkeit frühzeitig zu stärken.