Gut ein Drittel des Treibhausgasausstoßes in Deutschland verursacht der Verkehr. Wir Grüne wollen Baden-Württemberg zum Wegbereiter für nachhaltige und moderne Mobilität machen. Unser Verkehrsminister Winne Hermann erklärt, wie die Verkehrswende gelingen kann und was sie für die Menschen, die Umwelt und das Klima bringt.
Ein Beitrag von Winfried Hermann für Grüne Blätter 2/2019: Klimakrise.
Der Klimawandel schreitet auch aufgrund ständig steigender Verkehrsemissionen voran. Ihn abzubremsen und gleichzeitig die Mobilität sicherstellen, ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit. Dabei die Megatrends der Digitalisierung und der Elektrifizierung zu nutzen und neue Konsum- und Verhaltensmuster zu unterstützen, ist Ziel der Landesregierung.
Nutzen statt Besitzen
Die hierfür notwendige Verkehrswende lässt sich nur dann herbeiführen, wenn Mobilität umwelt- und klimaverträglich, sicher und sozial verträglich organisiert und alle verfügbaren Technologien genutzt werden. „Nutzen statt Besitzen“ könnte, auch dank der Digitalisierung, zur neuen Leitidee werden. Den Transformationsprozess müssen Wirtschaft und Gesellschaft gemeinsam stemmen. Dazu braucht es politische Steuerung und die Einbindung neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse sowie eine Zivilgesellschaft, die sich aktiv und verantwortungsvoll einbringt.
Um dieses Ziel zu erreichen, hat die grün-schwarze Landesregierung einen Strategiedialog Automobilwirtschaft initiiert. In diesem auf sieben Jahre angelegten Dialogprozess sind nicht nur die Automobilwirtschaft, sondern alle Bereiche der Mobilität sowie die Zivilgesellschaft eingebunden.
Denn wir wissen: Nur gemeinsam ist es möglich, die Anforderungen an den Klimaschutz, die sich aus dem Pariser Klimaabkommen ergeben, umzusetzen: Bis 2050 müssen wir weitgehend klimaneutral mobil werden, 42 Prozent weniger Kohlenstoffdioxid ist das deutsche Zwischenziel bis 2030. In Baden-Württemberg können wir dies entlang von fünf konkreten Zielen umsetzen, die einerseits die Verkehrswende regional voranbringen und anderseits helfen, die globalen Klimaschutzziele zu erreichen:
1. Den öffentlichen Personennahverkehr verdoppeln
Eine Verdopplung der Fahrgastzahlen gelingt, wenn der Ausbau von Bussen und Bahnen und der dafür notwendigen Infrastruktur konsequent vorangetrieben wird – insbesondere im ländlichen Raum. Flexible und bedarfsorientierte Angebote helfen, einen Stundentakt im ganzen Land zu etablieren. Gut designte Fahrzeuge, attraktive Verbindungen, preiswerte Tickets und einfache Tarife tragen dazu bei, unser Ziel zu erreichen.
2. Ein Drittel weniger Autos in den Städten
Ein Drittel weniger städtischer Autoverkehr gelingt, wenn Innenstädte weitestgehend von motorisiertem Individualverkehr freigehalten werden. Die freiwerdenden Flächen bieten Raum für umweltfreundliche Verkehrsmittel, wie Radabstellmöglichkeiten und Car-Sharing-Stellplätze – oder sie können anders genutzt werden und so die Lebens- und Aufenthaltsqualität erhöhen.
3. Mindestens jedes dritte Auto muss klimaneutral sein
Im Jahr 2030 muss mindestens ein Drittel der Autos mit klimaneutralen Antrieben bzw. Kraftstoffen fahren. Dies können Elektro-, Brennstoffzellenfahrzeuge oder auch Hybride auf Basis erneuerbarer Energien sein. Parallel dazu muss der Aus- und Umbau der Ladeinfrastruktur zügig voranschreiten.
4. Jeder zweite Weg soll mit dem Rad oder zu Fuß zurückgelegt werden
Bis 2030 soll sich der Anteil des Radverkehrs im Durchschnitt auf 20 Prozent und des Fußverkehrs auf 30 Prozent erhöhen. Hierfür bauen wir das Radnetz im Land systematisch aus und ergänzen es durch Radschnellwege (Projekt RadNETZ). Fußverkehrs-Checks und die konsequente Ausrichtung auf die „Stadt der kurzen Wege“ tragen dazu bei, dass zu Fuß gehen attraktiver wird.
5. Jede dritte Tonne muss klimaneutral transportiert werden
Um dieses Ziel zu erreichen, müssen Güter verstärkt auf der Schiene und auf dem Wasser transportiert werden. Aber auch der Lkw-Verkehr muss klimafreundlich elektrifiziert werden. Das heißt, kleine und Kurzstreckentransporte müssen batterieelektrisch, größere und längere Transporte müssen mit Refuels – Kraftstoffen aus nachhaltigen Quellen – fahren oder mittels Oberleitungen betrieben werden.
Die Verkehrswende muss europäisch werden
Zusätzlich zu diesen fünf Handlungsoptionen der Landesregierung sind Anstrengungen beim Bund und der Europäischen Union notwendig, um den Verkehrssektor und die Mobilität umwelt- und klimafreundlich umzubauen. Hierfür braucht es neue Steuerungsinstrumente. Auch eine CO2-Bepreisung ist zwingend. Um die Mobilität der Zukunft zu sichern, müssen in Europa und in den Nationalstaaten die Rahmenbedingungen endlich so gesetzt werden, dass die Verkehrswende zur klimafreundlichen Mobilität gelingt.
Ein Beitrag aus unserer Mitgliederzeitschrift zum Thema Klima: Grüne Blätter 2/2019: Klimakrise.