40.000 am 21. Juni in Aachen in der Nähe des rheinischen Braunkohlereviers, 1,6 Millionen zwei Tage vor der Europawahl im Mai: Auf der ganzen Welt gehen junge Leute als Teil der Bewegung Fridays for Future auf die Straße, damit die Politik den Kampf gegen die Klimakrise nicht verschläft. Zwei Aktivist*innen aus Baden-Württemberg haben mit uns über den Streik fürs Klima gesprochen.
Das Gespräch führte Carsten Preiss für Grüne Blätter 2/2019: Klimakrise.
Wann und wo habt ihr das erste Mal für das Klima gestreikt?
Aya: Zum ersten Mal habe ich am ersten Februar 2019 gestreikt. In meinem Wohnort Aalen gab es zuvor keine Fridays-for-Future-Aktionen, weswegen ich mich dazu entschloss, selber einen Streik zu organisieren. Es haben rund 300 Schüler*innen teilgenommen, was für eine Kleinstadt wie Aalen ein riesiges Event war.
Patrick: Ich war ab dem zweiten Mal in Stuttgart dabei. Das war ein besonderer Streik, denn zu der Zeit war der Weihnachtsmarkt und wir streikten für alle sichtbar auf dem Schlossplatz.
Was hat euch dazu motiviert?
Patrick: Die Energie hatte ich schon länger. Ich wollte was bewegen, Politik gestalten, mich für langfristig gedachte Klimapolitik einsetzen. Deswegen bin ich auch den Grünen und der Grünen Jugend beigetreten. Fridays for Future ist eine Bewegung, in die ich perfekt reingepasst habe. Konkrete Forderungen nach starkem Klimaschutz in auffälligen Aktionsformen. Durchgeführt und organisiert von Jugendlichen. Den letzten Tritt gab mir Marcel, ehemaliger Landessprecher der Grünen Jugend. Es war ’ne einfache Einladung, aber das hat mich dann auf die Straße getrieben.
Aya: In meinem Herkunftsland Syrien hat man als Bürger*in überhaupt nichts von der Klimakrise mitbekommen. Als ich in Deutschland das erste Mal in der Schule davon gehört habe, war es für mich erstmal ein Schock … Das war ein Grund, warum ich der Grünen Jugend beigetreten bin. In der GJ kann man natürlich viel Aufmerksamkeit durch Aktionen, Statements etc. erreichen, aber die Reichweite von Fridays for Future war einfach nur grandios. Ich wollte unbedingt, dass die Klimakrise auch im Ostalbkreis die Aufmerksamkeit bekommt, die sie verdient und Aalen so bald wie möglich klimaneutral wird.
Was fordert ihr von „der Politik“?
Aya: Ich möchte, dass vor allem die Versprechen der Grünen endlich eingehalten werden! Die Fridays-for- Future-Bewegung schaut kritisch auf die Grünen, weil sich bis jetzt leider sehr wenig getan hat beim Klimaschutz. In Baden-Württemberg könnten wir doch viel mehr erreichen und ich frag’ mich, warum sich nichts tut.
Patrick: Unsere Forderungen an die Politik stehen im Forderungspapier von Fridays for Future. Von den Grünen fordere ich nicht mehr als von anderen, aber sie dürfen sich jetzt keine Fehler erlauben. Vor allem nicht nach dieser Wahl. Grüne kennt man als Klimaschützer*innen, also sollen sie so handeln. Da schauen wir natürlich besonders kritisch hin.
Wie soll es aus eurer Sicht weitergehen mit Fridays for Future?
Patrick: Ich hoffe, die Streiks bleiben so relevant und so groß. Viele dachten, nach dem großen Streik im März endet der „Klima-Hype“. Dem ist jetzt zum Glück nicht so. Hoffen wir, das bleibt so.
Aya: Wenn man sieht, wie unsere Bewegung die Wahlen beeinflusst hat, wünsche ich mir, dass sie jetzt auch die Politik verändert. Wir sind top motiviert und werden nicht still sein, bevor sich nicht etwas bewegt und unsere Forderungen in Erfüllung gehen. Wir werden weiter streiken!
Ein Beitrag aus unserer Mitgliederzeitschrift zum Thema Klima: Grüne Blätter 2/2019: Klimakrise.