Welche Wörter verwenden wir? Sprechen wir von Klimawandel, Klimakrise oder Klimakatastrophe? Wandel, Krise oder Katastrophe – diese Wörter rufen sehr verschiedene Assoziationen hervor, auch wenn sie jeweils von Person zu Person etwas andere Nuancen haben können.
Ein Beitrag von Dr. Günter Renz für Grüne Blätter 2/2019: Klimakrise.
Vielleicht hat die Rede vom Klimawandel zur politischen Trägheit beigetragen. Klingt Wandel nach einem gemächlichen Vorgang? Ist nicht alles im Wandel? Erst Begriffe wie Klimakrise oder Klimakatastrophe lassen Bedrohlichkeit, Gefährlichkeit und sogar Lebensbedrohung mitschwingen.
In der Kognitionswissenschaft werden diese Begriffs-Assoziationen als „Frame“ bezeichnet, als „Rahmen“, der den Deutungshorizont aufspannt. Wer also mit der überwältigenden Mehrheit der Wissenschaftler*innen die ansteigenden Temperaturen für ein globales Problem hält, sollte nicht von einer (angenehmen) Klimaerwärmung sprechen, sondern von der (mit äußerst unangenehmen Folgen verbundenen) Klimaerhitzung. Oft können wir auch größere Klarheit schaffen, indem wir erläutern und z. B. von der menschengemachten Klimakrise oder bedrohlichen Klimaveränderungen durch den Ausstoß von Treibhausgasen sprechen.
Elisabeth Wehling, die in ihrem Buch „Politisches Framing“ viele erhellende Beispiele für Frames erörtert, diskutiert auch den Begriff Klimaschutz. Wie beim Begriff Klimawandel wird der Mensch, der die Klimakrise bis zur Stunde weiter verschärft, „als eigentlicher Schadensverursacher ausgeblendet”, und kommt ganz im Gegenteil als Bewahrer und Retter in den Blick. Dabei geht es um unser Handeln und Verhalten. Wir müssen nicht zuletzt bei uns selbst intervenieren.
Klima ist abstrakt, konkret sind Hitzestress für Pflanzen, Tiere und Menschen; Unwetter, Dürre und Überflutungen, Artensterben durch Versauerung der Meere. Um diese konkreten Bedrohungen in ihrer Kombination und ihren absehbaren und unabsehbaren Konsequenzen geht es, wenn wir von Klimakrise oder Klimakatastrophe sprechen.
Wir sollten unsere Worte achtsam verwenden, denn sie sind nicht Schall und Rauch – das macht die Analyse von sprachlichen Frames deutlich. Eher gilt, was Arthur Koestler meinte: „Worte sind Luft. Aber die Luft wird zum Wind, und der Wind macht die Schiffe segeln.“
Buchtipps
- Politisches Framing. Wie eine Nation sich ihr Denken einredet – und daraus Politik macht. Der Spiegel-Bestseller von Elisabeth Wehling.
- Grün Kommuniziert. Der Kommunikationsleitfaden gibt Tipps für eine verständliche und wirkungsvolle Sprache.
Ein Beitrag aus unserer Mitgliederzeitschrift zum Thema Klima: Grüne Blätter 2/2019: Klimakrise.