25 Jahre Rostock-Lichtenhagen: Kontext, Dimensionen und Folgen rassistischer Gewalt

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Die Ereignisse von Rostock-Lichtenhagen im August 1992 gelten als die massivsten rassistischen Ausschreitungen oder gar das größte Pogrom der deutschen Nachkriegsgeschichte: Tagelang wurden die Bewohner einer Flüchtlingsunterkunft und eines Wohnheims für vietnamesische Vertragsarbeiter mit Steinen und Brandsätzen angegriffen, während Tausende ihrer Nachbarn Beifall klatschten. Nachdem die Polizei sich auf dem Höhepunkt der Gewalt zurückgezogen hatte, entgingen mehr als 100 Menschen in dem brennenden Haus nur knapp dem Tod in den Flammen. Der Eskalation vorausgegangen war ein anwachsender Rassismus in den Medien und der Politik. Ihr folgte nicht nur eine Welle rechter Gewalt, sondern auch die weitgehende Einschränkung des Grundrechts auf Asyl.

Zuweilen wurden die Angreifer und ihre Unterstützer in Rostock zwar als „Chaoten“ gescholten. Vielmehr jedoch war ihre konformistische Revolte von der Hoffnung auf einen starken Staat bestimmt, der mit harter Hand eine vermeintlich verlorengegangene Ordnung durchsetzt. Obgleich sie sich als Gegner von Politik und Polizei sahen, identifizierten sie sich zutiefst mit der Autorität und ihren Symbolen. Sie waren keine Außenseiter oder Extremisten: Indem sie jene Schwächsten der Gesellschaft angriffen, die allenthalben als „Zigeuner“ und „Asylanten“ stigmatisiert wurden, wähnten sie sich in der Mitte der Gesellschaft, als Stimme des Volkes.

Der Politikwissenschaftler Thomas Prenzel ist Herausgeber und Ko-Autor der Studie 20 Jahre Rostock-Lichtenhagen. Kontext, Dimensionen und Folgen der rassistischen Gewalt (Rostock 2012).

In Kooperation mit dem Förderverein Emanzipation und Frieden e.V. und der Stiftung Geißstraße 7.

Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.