In diesen Zeiten ist viel von systemrelevanten Berufen die Rede. Eine Studie zeigt: Die Beschäftigten sind oft weiblich, verdienen unterdurchschnittlich und erfahren wenig Wertschätzung. Damit muss Schluss sein. Wir müssen die Corona-Krise für eine echte Aufwertung dieser Berufe nutzen.
Von Gabriele Frenzer-Wolf für Grüne Blätter 1/2020: Aus der Krise wachsen Chancen
Es sind die Frauen, die in der Corona-Pandemie die Gesellschaft am Laufen halten. Ein großer Teil der systemrelevanten Berufe hat einen Frauenanteil von 70 Prozent. Es sind die Kolleginnen in den Gesundheitsberufen, im Lebensmittel- und Drogerie-Einzelhandel, in Erziehungs- und Sozialberufen, in der Verwaltung und in der Reinigungsbranche, die in dieser Zeit in vorderster Linie stehen und stark belastet sind. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) vom 24. März 2020.
Doch allem Klatschen auf Balkonen zum Trotz ist das Prestige gerade dieser Tätigkeiten mau. Selbst Krankenpflegeberufe werden im Vergleich zu allen untersuchten Berufen unterdurchschnittlich bewertet, wie die DIW-Studie zeigt. Besonders gering ist das Ansehen der Reinigungsberufe. Auch die Arzt- und Praxishilfen stehen nicht hoch im Kurs. Ohne deren Wirken könnten Ärztinnen und Ärzte ihre hoch geschätzte Tätigkeit allerdings kaum ausüben.
Sieben Prozent unter Durchschnitt
Die mangelnde Wertschätzung drückt sich auch in einer unterdurchschnittlichen Entlohnung aus. Während der durchschnittliche Bruttostundenlohn aller Berufe 19 Euro beträgt, liegt dieser bei den systemrelevanten Berufen rund sieben Prozent unter dem Durchschnitt. Am schlechtesten schneiden dabei die Tätigkeiten im Lebensmitteleinzelhandel, die Reinigungsberufe und die Arzt- und Praxishilfen ab. Mehr als 90 Prozent der Beschäftigten in der kritischen Infrastruktur verdient unterdurchschnittlich. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt das Statistische Bundesamt.
Wertschätzung muss auf dem Gehaltszettel sichtbar sein
Applaus und warme Dankesworte genügen nicht. Harte Arbeit, bescheidener Lohn – damit muss spätestens nach Corona Schluss sein. Die Wertschätzung sollte sich regelmäßig zum Monatsende auf dem Gehaltszettel niederschlagen. Wer in diesen Berufen arbeitet, soll davon leben können, die Miete bezahlen und damit in Würde alt werden können. Der Corona-Krise muss eine echte Aufwertung dieser Berufsgruppen folgen, insbesondere durch die Ausweitung der Tarifbindung.
Ein Beitrag aus unserer Mitgliederzeitschrift zum Thema Corona und die Folgen: Grüne Blätter 1/2020: Aus der Krise wachsen Chancen