Stuttgarter Zeitung vom 14.02:
Fast 1000 Leute waren gekommen, so viele wie seit Jahren nicht, angelockt vom Siegesvorgefühl eines gerade begonnenen Wendewahljahres und von Neugier auf die thüringische Frontfrau. Das Publikum wurde nicht enttäuscht, Göring-Eckardt (‚Ich bin zwar keine Berlinerin, aber ich habe trotzdem nichts gegen Schwaben‘) teilte wendig kleinere und größere Gemeinheiten aus. Eine Breitseite gab es für Bayern für das Betreuungsgeld. Eine ’sinnlose‘ Gabe, fand die Grüne, drei bis vier Milliarden Euro sei ‚eindeutig zu viel für das Schreikind Horst Seehofer‘.
Die Biberacher zeigten sich erwärmt vom Auftritt Göring-Eckardts, und an den Tischen fragte man sich bei Tee und Apfelschorle, was Winfried Kretschmann da noch draufsetzen sollte. Sein bloßes Erscheinen gab diesem 17. politischen Aschermittwoch erstmals etwas Arriviertes, schließlich sprach Kretschmann jetzt schon zum zweiten Mal als Landesvater. Wie immer verzichtete der Regierungschef darauf, auf politischen Gegnern herumzutrampeln, dafür präsentierte er sich, und das war neu, als eine Art aktiv gewordener Vulkan. Mit kratziger Stimme wetterte Kretschmann los. Seine Angegriffenheit, versicherte er, sei aber nicht dem Froschkuttelessen in Riedlingen zuzuschreiben sondern einer Grippe.
BILD vom 14.02:
Abwarten und Tee trinken heißt es. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (64) wollte sich gestern partout nicht aus der Ruhe bringen lassen. Und dabei war es doch Politischer Aschermittwoch! Der Tag der großen Rede-Duelle und Attacken auf den politischen Gegner. Kretschmann trank im schwäbischen Biberach in Seelenruhe Rooibos Vanille („Tea Dream“, belebt angeblich „Körper und Geist“). Und verlor kein schlechtes Wort über den politischen Gegner im Land. Nicht einmal die kleinste Attacke. Das gab’s noch nie! Sein Sprecher zu BILD: „Das wäre nicht sein Format und auch nicht sein Stil.“ Stattdessen warnte der MP in seiner Rede vor einem allgemeinen Skandalisierungswahn „in einer Zeit, wo wir vor großen Herausforderungen und Krisen stehen“.
WELT vom 14.02:
Am herzlichsten lachen konnten viele beim Politischen Aschermittwoch der Grünen gleich bei der Ankunft in der Biberacher Stadthalle. Am Saaleingang grüßte ein selbst gebastelter Pappkamerad mit aufgemalter Papst-Soutane, statt dem Gesicht klaffte ein Loch. „Be the next pope“, stand daneben, sei der nächste Papst. So närrisch gelaunt sich ablichten zu lassen, war allerdings fast niemand.
Schwäbischen Zeitung vom 14.02:
Landes- und bundespolitische Grünen-Prominenz ist zuhauf vorhanden, und beim Spaziergang durch die Besucherreihen fällt insbesondere auf, dass sich da auch grauhaarige Männer mit Schaufeln von Händen eingefunden haben, die wohl weniger am Laptop und mehr in der Landwirtschaft tätig sind. Und wahrscheinlich haben diese Schaufelhände jahre- wenn nicht jahrzehntelang auf dem Wahlzettel das Kreuz bei der CDU gemacht. So weit ist es also gekommen– müsste sich manch altgedienter Schwarzer voller Gram sagen. Ja, so weit ist es gekommen. Die Grünen geben sich als neu-bürgerliche Partei der Mitte und kommen damit an. Was die Damen und Herren heute dem geneigten Publikum verkünden, das hat mit Bürgerschreck und Klassenkampf in etwa so viel zu tun wie das Lämmchen mit dem bösen Wolf.
Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 14.02:
„Was für ein grandioser Fehlstart: die Niederlage in Niedersachsen, die Zerrüttung der FDP, mit Annette Schavan noch ein zurückgetretenes Regierungsmitglied“, zählte die Grünen-Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl Katrin Göring-Eckardt in Biberach an der Riß die Pannen der Koalition im Wahljahr auf. „Bis zum 22. September wird der schwarz-gelbe Motor irgendwie wohl noch vor sich hin stottern, dann ist der Tank völlig leer“, sagte die Grünen-Politikerin. „Dann, liebe Angela Merkel, ist alles vorbei.“
Stuttgarter Nachrichten vom 14.02:
Seien es die Vorsitzende der Bundestagsfraktion, Renate Künast, die Spitzenkandidatin für die kommende Bundestagswahl, Katrin Göring-Eckhart, oder die Grünen-Landesvorsitzende Thekla Walker: Sie alle sparten am Mittwoch nicht mit Sprüchen, Witzeleien und rhetorischer Kraftmeierei. Im Kern ging es den Rednerinnen um das Ende der Bundesregierung. Denn die, so waren sie überzeugt, werde bei der kommenden Bundestagswahl im kommenden Herbst abgewählt. Dann müsse der Wähler dem „närrischen Treiben des Karnevalsvereins“ (Thekla Walker) ein Ende setzen.