Unsere Presseschau zur Stuttgarter Oberbürgermeisterwahl. Berichte und Analysen von Fritz Kuhns Wahlsieg:
Wolfgang Molitor in den Stuttgarter Nachrichten:
„Stuttgart war reif für den Wechsel“
Gabriele Renz im Südkurier:
„Tatsächlich ist das Stuttgarter Wahlergebnis vom Sonntag weniger eine Überraschung, sondern einmal mehr die logische Abbildung sich verändernder Lebenswirklichkeiten, gerade in den Städten.“
Jürgen Bock & Eva Funke in den Stuttgarter Nachrichten:
„Um 20:40 Uhr am Sonntagabend brechen alle Dämme. Die Stimmung im Schlesinger, wo die Grünen ihren Wahlsieg feiern, ist auf dem Siedepunkt angelangt. Weil Hunderte im die Kneipe hinein wollen und auch draußen nichts mehr geht, sperrt die Polizei die Schlossstraße.“
Eva-Maria Manz & Ingmar Volkmann in der Stuttgarter Zeitung:
„Um 21.12 Uhr ist es endlich soweit. Der erste grüne Oberbürgermeister einer deutschen Landeshauptstadt betritt die anerkannte Punk und Fussballkneipe Schlesinger. (…) Um 21.16 Uhr wird die Schallmauer durchbrochen, als Fritz Kuhn mitsamt Familie auf der Bühne angekommen ist.“
Max Hägler und Roman Deininger in der Süddeutschen Zeitung:
„Manche haben ein Bier in der Hand, andere Plakate mit der Aufschrift: ,Stuttgart? Gewuppt!‘ Landeschefin Thekla Walker tanzt. Und Fritz Kuhn, ein eher klein gewachsener Mann, ist gar nicht mehr zu sehen in der Menschenmenge, irgendwo neben dem herausragenden Bürstenschnitt von Winfried Kretschmann wird er wohl sein. Erst der Erfolg des ersten grünen Ministerpräsidenten Kretschmann und jetzt auch noch, 30 Jahre nach der Parteigründung, die Landeshauptstadt erobert. Die Grünen sind angekommen, mitten in Stuttgart, aber auch mitten in der Gesellschaft – das wissen sie in dieser Nacht und auch am nächsten Tag haben sie es nicht vergessen.“
Erik Raidt in der Stuttgarter Zeitung:
„Viel Zeit ist vergangen auf dem langen Marsch der Grünen in Stuttgart, der sie von ihren Kernvierteln im Westen und im Heusteigviertel hinaufgeführt hat zu Spitzenergebnissen auf den Halbhöhen, und der sie nun sogar mehrheitsfähig in Bad Cannstatt und in den Außenbezirken wie Vaihingen und Plieningen gemacht hat. Über manche Rückschläge und etliche Erfolge sind viele Jahre ins Land gezogen, und einige Leitwölfe der Grünen sind ergraut. (…) Wenn sein Freund Rezzo Schlauch von ihm erzählt, dann ist zwar von einem‚ ,äußerst disziplinierten‘ Menschen die Rede. Aber auch von einem, der ,im Landtag immer Mitglied der Fraktion Lebensfreude war‘.“
Achim Wörner in der Stuttgarter Zeitung:
„Fritz Kuhn sagte, er wolle ein Oberbürgermeister für ganz Stuttgart sein – auch für diejenigen, die ihn nicht gewählt hätten.“
Josef Schunder in den Stuttgarter Nachrichten:
„Bei alledem blieb Kuhn in etwa so, wie er immer war: ernst, unzynisch, konstruktiv, bereit zur Arbeit für bessere Verhältnisse. Die Behauptung, es gebe zu diesem und jenem keine Alternative, ärgert ihn. Politik war und ist sein Ding, von Postenjägern hat er sich schon früh distanziert.“
Roman Deininger in der Süddeutschen Zeitung:
„Das Gewohnte war der grüne Ober-Realo Kuhn – so weit ist es schon gekommen in Baden-Württemberg, dem politischen Labor der Republik. […] Sie [die Grünen] sitzen schon lange in den Rathäusern in Freiburg und Tübingen, und entgegen ursprünglicher Befürchtungen gibt es dort weiter warmes Wasser und elektrischen Strom.“
Thomas Braun in der Stuttgarter Zeitung:
Der Landesvorstand der Grünen hat am Montag Fritz Kuhn zur Wahl gratuliert und das Ergebnis als großen und nachhaltigen Erfolg grüner Gestaltungskraft gewürdigt. ‚Unser Erfolg, der mit der Landtagswahl 2011 seinen bisherigen Höhepunkt gefunden hat, hat sich nun im Land als nachhaltig erwiesen. Mit der Wahl von Fritz Kuhn ist der politische Wechsel im Land vollzogen. Der Begriff eines vermeintlichen bürgerlichen Lagers, das alleine von den konservativen Parteien getragen wird, hat seine Gültigkeit verloren‘, sagte die Landesvorsitzende und Stuttgarter Stadträtin Thekla Walker. Ihr Co-Vorsitzender Chris Kühn erklärte, der Wahlabend habe gezeigt, dass die CDU im großstädtischen Milieu nicht mehr punkten könne. Ihr Versuch, dies mit der Parteilosigkeit ihres Kandidaten zu übertünchen, sei nicht aufgegangen.
Reiner Ruf in der Stuttgarter Zeitung:
„Mochten sie sich in ihrer Geschichte gerne antibürgerlich geben, sie gehörten doch immer dazu. So gesehen ist das, was sich In Baden-Württemberg bei der Landtagswahl und nun auch bei der OB-Wahl abspielte, allenfalls eine Heimkehr ins angestammte Milieu. Dass die Grünen einst als Protestpartei antraten, tut diesem Befund keinen Abbruch. Bürgerlicher Protest ist so alt wie das Bürgertum.“
Peter Unfried auf taz.de:
„Doch grundsätzlich ist nun nicht mehr zu leugnen, dass sich das gesellschaftspolitische Zukunftslabor dieser Republik in Stuttgart befindet, mit seinen Bürgern, die den Wunsch nach Bewahrung mit dem Willen zu Veränderung verknüpfen wie derzeit niemand sonst. Das ist hart für Berlin, Hamburg oder München – aber es ist so. Da hilft auch der schönste Kehrwochenwitz nichts mehr.“
Stephan Hebel in der Frankfurter Rundschau:
„Die dümmstmögliche Reaktion der CDU bestünde darin, Ihrem Stuttgarter Kreispromi Kaufmann zu folgen (was Landes- und Bundespolitiker klugerweise am Wahlabend nicht taten). Die Oberbürgermeisterwahl war im zweiten Durchgang bekanntlich ein Zweikampf zwischen Kuhn und dem erstaunlich politikunfähigen CDU-Kandidaten Sebastian Turner. Wer in dieser Situation gut 45 Prozent holt und dann behauptet, er habe das bürgerliche Lager ausgeschöpft, der gibt den Anspruch als bürgerliche Partei schon auf. Und ignoriert die wichtigste Erkenntnis aus der Stuttgarter Wahl: Das städtische Bürgertum ist nicht geschrumpft, sondern es hat sein CDU-Abonnement gekündigt.“
Rüdiger Soldt in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung:
„Erstaunlich am Ausgang der Stuttgarter Wahl ist also weniger das Anwachsen der Grünen zur Volkspartei in ehemaligen bürgerlichen Quartieren. Stuttgart ist seit langem eine liberale Stadt, eine uneinnehmbare CDU-Hochburg war sie nie. Erstaunlich ist vielmehr das Verschwinden der Sozialdemokratie in einer lndustrie- und ehemaligen Arbeiterstadt. Bemerkenswert ist auch die offenbar hohe Akzeptanz der grün-roten Landespolitik.“
Joachim Dorfs in der Stuttgarter Zeitung:
„Die Grüne Welle, die bereits Winfried Kretschmann in das Amt des Ministerpräsidenten spülte, rauscht weiter über den Südwesten.“