Als ich im Mai 2016 zum ersten Mal bei einer Massenaktion von Ende Gelände dabei bin, fristet das Thema Kohleausstieg ein absolutes Nischendasein. Doch die Tage in der Lausitz verändern mich: In dieser Bewegung steckt eine unglaubliche Energie, die Stimmung rund um die Aktion ist kraftvoll, solidarisch und macht mir Mut: Es lohnt sich, gegen die Klimakrise und für ein Klima der Gerechtigkeit zu kämpfen.
Ein Beitrag von Franziska Sander für Grüne Blätter 2/2019: Klimakrise.
Inzwischen hat sich viel bewegt – einen Hitzesommer, einen Hambacher Forst und eine Greta Thunberg später ist es soweit: Im Juni 2019 protestieren zehntausende Menschen im Rheinland für Klimagerechtigkeit. Die Proteste an diesem Wochenende sind so groß, dass sie an prominenter Stelle in der Tagesschau Platz finden, die New York Times berichtet und sogar CSU-Politiker sehen sich gezwungen, einen schnelleren Kohleausstieg zu fordern. Die Klimabewegung ist groß wie nie.
Die Klimakrise wartet nicht darauf, dass Abkommen endlich eingehalten werden, sie erfordert radikale Maßnahmen. Mit Aktionen des zivilen Ungehorsams kämpft Ende Gelände für den sofortigen Kohleausstieg – denn der ist notwendig, um unter der 1,5-Grad-Grenze zu bleiben. Die Aktivist*innen blockieren mit ihren Körpern Kohleinfrastruktur. Bekleidet mit den charakteristischen weißen Staubschutzanzügen leisten sie einen praktischen Beitrag zum Kohleausstieg. Für die Aktion geben sich die Aktivist*innen einen gemeinsamen Aktionskonsens: Er beinhaltet unter anderem, dass sich alle besonnen verhalten und keine Menschen gefährdet werden.
Wir werden die Klimakrise nicht lösen, indem wir ein paar Verbrennungsmotoren durch E-Autos ersetzen und auch nicht durch wohlmeinende Appelle, einmal die Woche auf das Schnitzel zu verzichten. Die Klimakrise zeigt, dass ein Wirtschaftssystem, das auf Wachstum und Konkurrenz basiert, keine Zukunft hat. Ende Gelände tritt für einen grundlegenden Systemwandel ein, für eine solidarische und demokratische Gesellschaft. Innerhalb der kapitalistischen Wachstumslogik wird es nicht möglich sein, die Klimakrise effektiv zu bekämpfen. Soziale Gerechtigkeit geht nur zusammen mit Klimagerechtigkeit – und umgekehrt. Wir haben dabei ganz wörtlich eine Welt zu gewinnen!
Ein Beitrag aus unserer Mitgliederzeitschrift zum Thema Klima: Grüne Blätter 2/2019: Klimakrise.