Eine Sprechstunde zur Schuldnerberatung, kostenfreie Koch- und Nähkurse oder ein Bürgerbus für Ortsteile, die der Nahverkehr nicht bedient: Ein lebendiges Quartier lebt davon, dass Menschen sich einbringen und gegenseitig unterstützen. Es beginnt, wo familiäre Strukturen enden und Generationen aufeinandertreffen.
Von Caroline Blarr für Grüne Blätter 1/2018: Stadt leben
Wie sieht das Leben im Quartier der Zukunft aus? Darauf gibt es in den Nachbarschaften, Stadtvierteln, Dörfen und Gemeinden Baden-Württembergs schon viele gute Antworten. Das grüne Sozial- und Integrationministerium hat in einem Ideenwettbewerb die besten Ansätze zur Quartiersentwicklung ausgezeichnet. Drei Gewinner-Beispiele im Kurzporträt.
Weinheim: Auf dem Weg zu einer altersfreundlichen Kommune
Wie muss ein Quartier gestaltet sein, um seinen älteren Bürger*innen möglichst lange ein selbständiges Leben im Alter zu ermöglichen? Dazu wurde die Alters- und Infrastruktur im Stadtteil kartographisch erfasst sowie Stadtteilbegehungen und Interviews mit zurückgezogen lebenden älteren Menschen gemacht. Ergebnisse waren etwa Sitzbankspenden oder ein Bustraining für Rollator-Nutzer*innen.
Uli Sckerl, Landtagsabgeordneter aus Weinheim: „Weinheim hat enorm von dem Prozess profitiert, der die Bürger*innen als Expert*innen vor Ort ernst nimmt. In der Weststadt gibt es neue Dynamiken, so bei der Entwicklung eines generationengerechten Wohngebiets. Das strahlt auf die ganze Stadt aus.“
Buchen: Von der Bürgerumfrage zur Generationenwerkstatt
Bürgerumfrage, Demografietag, Generationenwerkstatt, Ortsteilkonferenz: In mehrstufigen Beteiligungsformaten entwickelten bis zu 2.000 Bürger*innen der Stadt Buchen Ideen für Innenentwicklungs- oder Verkehrskonzepte und eine attraktive Infrastruktur für Familien und junge Fachkräfte. Das Bindeglied war eine 20-köpfige Projektgruppe aus Vertreter*innen der Gemeinde, örtlichen Unternehmer*innen sowie Schlüsselpersonen aus Vereinen und Bürgerschaft. Ein Ergebnis ist der neue Mehrgenerationentreff.
Manfred Kern, zuständiger Landtagsabgeordneter für Neckar-Odenwald: „Buchen zeigt: Der demografische Wandel birgt Chancen für ein lebendiges Miteinander in der Kommune. Das Erfolgsrezept: Die Bürger*innen gestalten aktiv mit. Kurz gesagt: Sie sind mittendrin statt nur dabei.“
Ludwigsburg: Familienhilfe aus einer Hand
Mit dem integrierten Ansatz „KiFA“ (Kinder- und Familienbildung) geht Ludwigsburg neue Wege in der Familienhilfe: Enge Kooperationen mit Beratungsstellen, Stärkung der Eltern durch Elternkurse, Qualifizierungs- und Coachingprogramme für Erzieher*innen und Eltern als Multiplikatoren, Aufbau eines Integrationsnetzwerkes – so werden Kitas und Grundschulen zu vernetzten Anlaufstellen für Familien.
Jürgen Walter, Landtagsabgeordneter aus Ludwigsburg: „Das Ludwigsburger Modell ist mehrfach ausgezeichnet und hat viele Nachahmer gefunden. Die niederschwellige und alltagsnahe Hilfe wirkt präventiv, erhöht die Chancengleichheit und wird von den Eltern gut angenommen.“
Ein Beitrag aus unserer Mitgliederzeitschrift zum Thema Städte: Grüne Blätter 1/2018: Stadt leben