Die Klimakrise ist längst in Baden-Württemberg angekommen.
Der Sommer 2025 bringt erneut Hitzeperioden mit Temperaturen jenseits der 30 °C und ist dennoch wahrscheinlich der kühlste Sommer, den wir vor uns haben. Unsere Städte überhitzen, Asphaltflächen speichern die Wärme, nachts kühlt es kaum ab. Besonders betroffen: ältere Menschen, Kinder und Menschen mit Vorerkrankungen. Gleichzeitig leiden Land- und Forstwirtschaft unter immer häufigeren Trockenphasen und Wassermangel.
Doch das andere Extrem ist ebenso präsent: Immer öfter erleben wir extreme Starkregenfälle und Hochwasser. Die Deutsche Umwelthilfe hat jüngst in einer Studie2 bestätigt: Baden-Württemberg gehört bundesweit zu den Bundesländern mit dem höchsten Hochwasserrisiko. Fast 55.000 Wohnadressen sind in Baden-Württemberg stark hochwassergefährdet. Das hat massive Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung, auf die Biodiversität, die Wasserverfügbarkeit und auf das gesamte gesellschaftliche Leben.
Es können vier zentrale Wirkungsbereiche benannt werden, in denen die Klimafolgen besonders spürbar werden:
- Städtische Hitze: Die Zahl der Hitzetage (Tage mit über 30 °C) hat sich in den letzten Jahrzehnten nahezu verdoppelt. Laut Klimamodellen ist in Baden-Württemberg bis zur Mitte des Jahrhunderts mit einem Anstieg der durchschnittlichen Sommertemperatur um 1,0 bis 2,3 °C zu rechnen. Bis zum Ende des Jahrhunderts droht ein Anstieg um bis zu 5,2 °. Die Temperaturen in den Städten werden überdurchschnittlich ansteigen. Hitzetage und Tropennächte nehmen zu, die Luftqualität leidet. Die Folgen reichen von Gesundheitsbelastungen und Arbeitsausfällen bis hin zu Schäden an Gebäuden, Straßen und der städtischen Infrastruktur.
- Ländliche Trockensituationen & Niedrigwasser: Auf dem Land zeigt sich die Klimakrise vor allem in Form von Trockenheit, Wasserknappheit und dem Rückgang der Bodenfeuchte. Weniger Sommerniederschläge, längere Trockenperioden und höhere Verdunstung gefährden die Wasserversorgung, die landwirtschaftliche Produktion und ganze Ökosysteme.
- Starkregen, Hochwasser & extreme Wetterereignisse: Immer häufiger kommt es zu lokalen Starkregenfällen, Überschwemmungen, Stürmen und Hagel. Das führt zu Schäden an Gebäuden und Infrastruktur, beeinträchtigt die Nutzbarkeit von Flüssen und gefährdet Menschenleben.
- Wandel von Lebensräumen & Arten: Durch veränderte Temperaturen und Niederschlagsmuster geraten viele Lebensräume unter Druck. Arten verschwinden, neue – oft invasive – treten auf. Auch Schädlinge, Allergene und Krankheitserreger breiten sich schneller aus.
Unsere Antwort: Baden-Württemberg hat eine Klimaanpassungsstrategie
Um unsere Städte, Dörfer, Wälder und Flüsse widerstandsfähiger zu machen, hat Baden-Württemberg eine umfassende Klimaanpassungsstrategie beschlossen. Die grün-geführte Landesregierung hat unter Federführung unserer Umweltministerin Thekla Walker eine umfassende Strategie zur Anpassung an den Klimawandel entwickelt.
- Hitzeschutz in urbanen Räumen: Um gesundheitliche Belastungen durch Hitzewellen zu verringern, unterstützt das Land Maßnahmen wie die Begrünung und Beschattung von Gebäuden, den Ausbau von Grün- und Wasserflächen, die Entsiegelung von Flächen sowie die Einrichtung sogenannter „kühler Orte“ im öffentlichen Raum. Auch die klimaangepasste Sanierung von Gebäuden und die Schaffung hitzeresilienter Infrastrukturen sind Teil der Strategie.
- Nachhaltiger Umgang mit Wasser bei Trockenheit und Dürre: Ziel ist es, die Wasserversorgung auch unter veränderten klimatischen Bedingungen langfristig zu sichern. Die Strategie sieht unter anderem Maßnahmen zur Regenwasserrückhaltung und -nutzung, zur Erschließung alternativer Wasserquellen, zur Förderung wassersparender Technologien sowie zur regionalen Koordination von Wassernutzung und Versorgungskonzepten vor.
- Kommunale Starkregenkonzepte und Hochwasserschutz: Angesichts zunehmender Extremwetterereignisse unterstützt das Land die Erstellung kommunaler Starkregenkonzepte, Risikokarten und integraler Hochwasserschutzpläne. Darüber hinaus werden Maßnahmen wie der Ausbau von Rückhaltestrukturen, die Sicherung kritischer Infrastrukturen sowie die Weiterentwicklung von Frühwarnsystemen und Notfallplänen unterstützt.
- Erhalt der biologischen Vielfalt in einer sich wandelnden Umwelt: Um die Anpassungsfähigkeit von Arten und Lebensräumen zu stärken, setzt die Landesstrategie auf die Förderung von Biotopverbundsystemen, die Schaffung neuer Vernetzungsachsen, die klimaangepasste Entwicklung von Wäldern sowie den Schutz und die Wiederherstellung von Feuchtgebieten.
Das kannst du tun:
Die Anpassung an die veränderten Klimaverhältnisse ist eine Aufgabe, die von Politik und Verwaltung konsequent angegangen werden muss, insbesondere auch auf kommunaler Ebene.
- Erkundige dich bei deinen lokalen Gemeinderät*innen, was sie in der Kommune tun, um die Einwohner*innen vor Hitze und Trockenheit zu schützen.
- Weise die Kommunalverwaltung und den Gemeinderat auf besonders heiße Orte in der Kommune hin. Jeder Baum, jeder Brunnen, der neu hinzukommt, hilft gegen die Hitze.
- Prüfe, ob dein Wohnort hochwassergefährdet ist, und erkundige dich bei deiner Kommune nach den entsprechenden Schutzmaßnahmen.
- Nimm das Begrünen selbst in die Hand: Jede begrünte Oase auf dem Balkon, jeder Vorgarten voller Pflanzen statt Pflastersteinen macht einen Unterschied. Für die Anpassung an die Folgen des Klimawandels und für die persönliche Lebensqualität.
Quellen: 1: Strategie zur Anpassung an den Klimawandel in Baden-Württemberg, 2023 , 2: Hochwasser-Abfrage der Deutschen Umwelthilfe, 2025