Stuttgarter Zeitung: So restlos gefüllt war die Biberacher Stadthalle noch nie, seit die Grünen hier ihren Aschermittwoch abhalten, aber es war ja auch noch nie "der erste grüne Ministerpräsident der Welt" am Rednerpult. So euphorisch war Winfried Kretschmann vorgestellt worden (…). Bevor Kretschmann auf Stuttgart 21 zu sprechen kam, frotzelte er gegen den Regierungspartner SPD. Sie leide immer noch unter "Phantomschmerzen" wegen des Wahlergebnisses im März 2011. "Das Schöne am Menschen ist, er gewöhnt sich an alles", sagte der Regierungschefin gespieltem Beileid. Schmerzen leide auch die CDU. "Ich warte immer noch darauf, dass wir eine starke Opposition im Landtag bekommen." Anstatt sich mit kritisch-konstruktiven Beiträgen einzubringen, machten die Christdemokraten "Fundamentalopposition". Kretschmann: "Mir ist das zu grob, was da kommt."
Stuttgarter Nachrichten: Die leisen Töne von der Bühne passen nicht so recht zur Atmosphäre des politischen Aschermittwochs in Biberach. Denn natürlich sind die Grünen mächtig stolz auf sich, und das lassen sie die Zuschauer im Saal auch hören. "Zum ersten Mal in der Geschichte dieses Aschermittwochs spricht heute ein waschechter Ministerpräsident zu Ihnen", ruft der Landeschef der Südwest-Grünen, Chris Kühn.
Schwäbische Zeitung: Mehr in dieser Rolle [als Ministerpräsident] und weniger als parteipolitisch eingefärbter Redner tritt er gestern vor sein Publikum. Winfried Kretschmann muss auch Teilen der grünen Basis erst noch vermitteln, was der Wechsel von der Oppositions- auf die Regierungsbank im Alltag bedeutet. So präsentiert Winfried Kretschmann eine Rede, die er in Auszügen schon während der Haushaltsdebatten im Landtag so gehalten und die er in Auszügen auch halten kann, wenn er ein Jahr im Amt ist. (…) "Immer nur den anderen am Kittel flicken bringt uns nicht weiter", sagt er mit Blick auf die Dauerkritik der Landes-CDU, der er nach 58 Jahren an der Macht die Fähigkeit abspricht, schon jetzt eine starke Opposition zu sein. Er streift sie eher mitleidig, den schwäbischen Kraftausdruck der "Lahmarschigkeit" bekommt immerhin noch die Bundesregierung ab, die durch den Dauerstreit zwischen Wirtschafts- und Umweltminister die Energiewende gefährde.
Mannheimer Morgen: Bei den Grünen übernimmt Bundestagsfraktionschefin Renate Künast die Rolle der Angreiferin. Sie spricht mehrfach von der "schlechtesten Bundesregierung aller Zeiten". (…) Kretschmann würzt seine Rede nur in homöopathischen Dosen mit Spott über den Gegner. Die Idee von Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) zur Deckelung der Photovoltaikförderung nennt er "Schwachsinn im Quadrat".
Badische Neueste Nachrichten: In Biberach, wo sich die Grünen trafen, bekamen die Freidemokraten ihr Fett weg. „Macht nichts, Ihr werdet auch nicht gebraucht“, sagte Bundestags-Fraktionschefin Renate Künast zum Sinkflug der Liberalen in den Umfragen. Ministerpräsident Winfried Kretschmann zeigte sich enttäuscht von der Landtags-Opposition. Beim Koalitionspartner SPD sieht er noch „Phantomschmerzen“.
BILD Stuttgart:Der Auftritt von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (63) beim Aschermittwoch der Grünen in Biberach (800 Besucher) dagegen: Sachlich, ruhig, staatsmännisch. "Zur Politik des Gehörtwerdens gehört es auch, die Kirche im Dorf zu lassen", sagte er. Er vermisse die CDU als starke Opposition. Nur da kam für einen kurzen Moment ein Hauch von Häme durch: "Da muss ich noch Geduld haben, diese Rolle lernen die auch nicht sofort."
Südkurier: Seit fast einem Jahr sind sie in der Regierung – wen soll man da schon kritisieren? Die Grünen haben sich für Attacken gegen die Bundesregierung entschieden. (…)"Wir haben der Merkel nicht nur Gauck als Bundespräsidenten aufgezwungen", sagte Künast. "Wir haben ihr den Atomausstieg aufgezwungen und werden ihr auch die Energiewende aufzwingen."