Elektromobilität im Nahverkehr war bisher oft nur ein Modellversuch. In der Hohenloher Provinz puzzelte sich der Verkehrsverbund Nahverkehr Hohenlohekreis (NVH) E-Busse und Infrastruktur zusammen – in Kooperation mit einem Memminger Bushersteller, einem Münchner StartUp für E-Tankstellen und dem örtlichen Antriebsbauer Ziehl-Abegg Denn auf die EU-weite Ausschreibung meldete sich niemand.
Von Martin Kranz-Badri für Grüne Blätter 2/2017: Mobilität
Hohenlohe hat einst wichtige Eisenbahnstrecken im Kocher- und Jagsttal abgeschafft und hat es verpasst Zugstrecken zu elektrifizieren und zweispurig auszubauen. Aus dieser Not haben sie jetzt eine ökologische Tugend gemacht. Seit letztem Jahr fahren dank der NVH-Initiative sechs Elektrobusse im Linienverkehr beider Kreise Hohenlohe und Schwäbisch Hall. Die Region der Weltmarktführer ist mit dem Antrieb ZAwheel Pionier bei der Markteinführung von vollelektrischen Fahrzeugen. Ca. 75 Prozent des NVH-Linienverkehrs könnten so technisch vollelektrisch abgewickelt werden, wirtschaftlich benötigt es dazu jedoch noch erheblichen Anschub.
Der Zeitdruck der Landesgartenschau in Öhringen und eine der E-Mobilität äußerst aufgeschlossene Landesregierung haben den Kauf der Busse befördert. Die eBus-Mobilität braucht jedoch laut NVH-Werksleiter Roland Braun „zum wirtschaftlichen Erfolg in der Regel längere Laufzeiten als die mögliche Konzessionslänge von zehn Jahren. Kostenträchtige, nicht öffentlich finanzierte Innovationen können zukünftig in einem bestimmten Netz nur noch alle zehn Jahre, jeweils zum Beginn der Konzessionslaufzeit realisiert werden!“ Die technische Herausforderung kann somit im Tüftlerländle gemeistert werden, doch es braucht andere Förderungsund Rahmenbedingungen. Die gerade im Bundestag beschlossene Verringerung der Energiesteuer- und Stromsteuer für Elektro- und Hybridbusse reicht daher längst nicht aus.
Reichweitenverlängerung über Brennstoffzelle schlägt Diesel-Busse
Um der Reichweitenangst zu begegnen, konnten mittlerweile in einem anderen Projekt durch das Zusammenspiel zwischen ZAwheeel-Antrieb und einer Brennstoffzelle als „RangeExtender“ bis zu 450 km Reichweite erreicht werden. Sinnvoll gerade im bergigen Baden-Württemberg also. Noch ist der 2016 auf der Hannover Messe vorgestellte Prototyp nicht in den NVH-Linienbussen eingebaut. Doch einzelne Vorführbusse der polnischen Busfirmen Ursus Bus und Lider Trading gibt es bereits. Die Brennstoffzelle kommt aus den Niederlanden von HyMove, die Batteriepakete liefert das unterfränkische Unternehmen BMZ. Mit der nun möglichen Zeitersparnis reduziert sich das Volltanken auf zehn Minuten. Doch auch hier wird der Kaufpreis zunächst die Innovation ausbremsen. In Stuttgart könnten solche Busse jedenfalls an jedem Fahrverbot vorbeifahren.
Ein Beitrag aus unserer Mitgliederzeitschrift zum Thema Mobilität: Grüne Blätter 2/2017: Wir wollen mehr erreichen