Heimat ist Herzenssache. Heimat ist ein Gefühl, subjektiv, bunt und schön. Kein Staat der Welt kann erzwingen, dass sich Menschen heimisch fühlen. Für manche ist Heimat immer dort, wo sie sich wohlfühlen. Für andere, wo ihre Familie lebt und gute Freunde sind. Bei jedem ist die Heimat anders.
Sandra Detzer über Heimat in Grüne Blätter 2/2018: Gedanken & Spiele
Warum diskutieren wir gerade soviel über Heimat? Warum diskutieren wir über Sinn und Unsinn von Gebirgstapeten? Weil es in einer komplexen und unübersichtlichen Welt, einer ausdifferenzierten Gesellschaft mit unterschiedlichen Lebensweisen ein gestiegenes Bedürfnis nach Halt, Vertrautheit und gemeinsamer Identifikation gibt. Digitalisierung, Globalisierung, Migration: Diese Megatrends nagen am Wir-Gefühl unserer Gesellschaften und lassen den Einzelnen häufig im Ozean der Eindrücke zurück. Woran hält man sich, wenn nichts mehr hält? Heimat bedeutet Geborgenheit, bietet Halt. Peter Unfried fasst es schön zusammen: Der oftmals gefühlte Heimatverlust ist im Kern ein Ich-Wir-Verlust. „Es geht nicht um das Fehlen von Volksmusik, Natur oder des Schweinsbratens von der Oma: Es geht darum, dass man sich selbst nicht mehr als Teil von etwas sieht und verorten kann.“
Dieses Gefühl ist zutiefst politisch. Wenn Menschen sich nicht mehr als Teil einer Gemeinschaft fühlen, kommunizieren, verhalten sie sich anders, wählen sie anders. Nicht umsonst wird die Heimat oft von Rechten genutzt, um ein „Wir“ gegen „Die“ zu konstruieren. Ihr Heimatbegriff ist ausgrenzend und hasserfüllt, in erster Linie ein Propagandamittel.
Heimat ermöglichen heißt auch Teilhabe vor Ort schaffen
Heimat grenzt aber nicht aus. Unser Ministerpräsident hat Recht, wenn er sagt: Heimat wird nicht weniger, wenn man sie teilt. Wir Grüne wollen den Menschen Heimat ermöglichen, grüne Politik macht Heimat leicht. Wir nehmen den Auftrag des Grundgesetzes nach gleichwertigen Lebensverhältnissen in Stadt und Land ernst. Wir schützen den Bussen in Oberschwaben, die saftigen Rheinauen, die dunklen Tannen des Schwarzwaldes, die Streuobstwiesen im Heilbronner Land oder die verschlungenen Täler der Jagst. Wir wollen starke Infrastrukturen des alltäglichen Lebens bei Schulen und Hochschulen, Arztpraxen und Krankenhäusern, Straßen und Schienen, Dorfläden und Breitband, weil sich daran Teilhabe entscheidet – gerade im Ländlichen Raum. Wir alle, die an einer progressiven, inklusiven, nachhaltigen und grün-bunten Gesellschaft arbeiten, sind Heimatmacherinnen und Heimatmacher – ob als Ehrenamtliche, Kreisrätin, Abgeordnete oder Minister. Damit das Wir-Gefühl bleibt und der Zusammenhalt wächst. Damit Baden-Württemberg für alle werden kann, was es schon für viele ist: Heimat.
Ein Beitrag aus unserer Mitgliederzeitschrift über grüne Perspektiven: Grüne Blätter 2/2018: Gedanken & Spiele