Es gibt keine Frauen in der baden-württembergischen Politik? Stimmt nicht! Bei den Grünen sind sie auf allen Ebenen zuhauf zu finden. Erfahrene Politikerinnen und neugierige, junge wie ältere, Frauen zusammenzubringen, ist Ziel des Vernetzungsprogramms „Frauen in Bewegung“, das im November 2014 startete.
Es soll Lust machen auf Politik, erklärt Jessica Messinger, frauenpolitische Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen Baden-Württemberg. Während des sechsmonatigen Programms sollen die neun Teilnehmerinnen „auf einer Reise quer durch die Partei Kontakte knüpfen – und Erfahrungen sammeln“. Blickt man auf die bisherigen Stationen zurück, scheint „Frauen in Bewegung“ dabei bereits Erfolge zu erzielen. Das Rezept: Praxis statt Theorie. Gespräche mit Grünen-Politikerinnen, Rhetoriktrainings oder ein sogenanntes „Shadowing“, bei dem die Teilnehmerinnen eine Landtagsabgeordnete einen ganz Tag lang begleiten, vermitteln persönliche Einblicke und Handwerkszeug.
„Es gibt keine Frauen in der baden-württembergischen Politik? Stimmt nicht! Bei den Grünen sind sie auf allen Ebenen zuhauf zu finden.“
Warum aber ein solches Programm speziell für Frauen? „Wir machen hier keine Frauenförderung, sondern betreiben Vernetzung. Alle Teilnehmerinnen sind unglaublich engagiert und haben politische Themen, für die sie sich einsetzen. Wir wollen genau diese Talente vernetzen und immer noch existierenden Männerklüngeln bewusst etwas entgegensetzen“, erläutert Jessica den Gedanken hinter „Frauen in Bewegung“.
Schließlich ist die Situation in Baden-Württemberg alles andere als rosig: Nur 20,3 Prozent der Landtagsabgeordneten sind Frauen, damit ist und bleibt das Land Schlusslicht. Und auch in den Gemeinderäten und Kreistagen steigt der Frauenanteil trotz gesetzlicher „Soll-Regelung“ zur quotierten Listenbesetzung nur langsam, aktuell liegt er dort bei 23,9 bzw. 18,9 Prozent.
Vor den Kommunalwahlen im vergangenen Jahr lag er bei 22 bzw. 16 Prozent. Und obwohl die Grünen mit 30,6 % Frauen in der Landtagsfraktion und 44,8 bzw. 43,9 Prozent in den Räten die Durchschnittswerte deutlich anheben, ist und bleibt das Ziel der Partei: Die Hälfte der Macht den Frauen. Es bleibt also noch etwas zu tun. Einen Beitrag dazu soll „Frauen in Bewegung“ leisten.
Das Programm richtet sich an junge und ältere Frauen, an Parteimitglieder und Nicht-Parteimitglieder. Manche Teilnehmerinnen sind in einer kleinen Gemeinde im ländlichen Raum im Ortsvorstand der Grünen, andere studieren in einer Großstadt. Allen gemeinsam ist die Neugier auf grüne Politik. Auch mit strukturellen Hürden, die vielen Frauen immer noch entgegenstehen, haben einige Erfahrungen gemacht. Das Programm startete Anfang November mit einer Auftaktveranstaltung, bei der die Teilnehmerinnen mit der Grünen-Landesvorsitzenden Thekla Walker und der frauenpolitischen Sprecherin aus dem Bundesvorstand der Grünen, Gesine Agena, ins Gespräch kommen.
Beim Besuch auf dem Landesparteitag im November in Tuttlingen konnten die Teilnehmerinnen nicht nur die Parteitagsdebatten und die Atmosphäre live erleben. Bei Gesprächen mit den Bundestagsabgeordneten Kerstin Andreae, Agnieszka Brugger, Franziska Brantner und Cem Özdemir konnten sie einen Blick hinter die Kulissen der Bundespolitik werfen. Im Januar standen schließlich ein Landtagsbesuch und ein Treffen mit Charlotte Schneidewind-Hartnagel, frauenpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion, auf dem Programm.
Wie geht es weiter? Bis zur Abschlussveranstaltung im Juni, die von den Teilnehmerinnen organisiert wird, gibt es noch einen Besuch im Staatsministerium bei Ministerin Silke Krebs, ein Treffen mit der stellvertretenden DGB-Landesvorsitzenden Gabriele Frenzer-Wolf, einen Besuch bei der Landesmitgliederversammlung der Grünen Jugend und einen Pressearbeits-Workshop.