Das dreigliedrige Schulsystem ist am Ende. Es wird immer offensichtlicher: Die Gleichung „Leistung durch Selektion“ geht nicht auf. SchülerInnen bereits nach vier gemeinsamen Schuljahren auf unterschiedliche Schularten zu verteilen, ist völlig überholt. Unser heutiges Schulwesen vergeudet Talente, indem es Zehnjährige in eine Schublade steckt, aus der sie später kaum noch herauskommen. Dabei kann man in der vierten Klasse noch gar nicht genau sagen, wie sich die Begabungen und Fähigkeiten weiterentwickeln. Eine solche Verschwendung von Potenzialen ist nicht nur für die Betroffenen ein Schlag ins Gesicht, sondern auch Gift für die Zukunftsfähigkeit unseres Landes. Außerdem ist die frühe Selektion sozial extrem ungerecht. Wie in einer vormodernen Ständegesellschaft werden Bildungschancen nach Herkunft vergeben. Der Bildungserfolg eines Kindes hängt bei uns zu stark vom Elternhaus ab.
In der vorliegenden Ausgabe unseres Magazins beschäftigen wir uns näher mit unterschiedlichen Bildungschancen, individueller Förderung und der Schule als Lebensort. Dazu:
Abgeschafft: Staatsexamen. Zur Schulreform gehört die neue LehrerInnenausbildung. Da muss sich einiges ändern, nicht nur der Beamtenstatus. Von Brigitte Schmid.
Gefragt: Selbstbewusstsein. Wie individuelle Begabungen durch individuelle Förderung optimal entwickelt werden. Ein Modell aus dem Kanton Thurgau, beschrieben von Ruth Frei.
Benachteiligt: Migrantenkinder. Wie Potenziale und Begabungen genutzt werden können und gerechte Bildungschancen für alle entstehen. Von Renate Rastätter.
Umgesetzt: Ganztagesschule. Alexander Ludwig plaudert aus der Praxis eines Schuldezernenten: Schule wird zum Lebensort.
Ausprobiert: Selbstevaluation. Die Bildungsregion Freiburg hat ein klares Ziel: Die bestmöglichen Bildungs- und damit Lebenschancen für Kinder schaffen. Vernetzung beginnt vor Ort. Die Freiburger Verhältnisse beschreibt Gerda Stuchlik.