Zu einem guten Leben in der Stadt gehört ein öffentlicher Raum, in dem man sich sicher fühlt und sich gerne aufhält. Der Tübinger Landtagsabgeordnete Daniel Lede Abal hat zum Thema Sicherheit im öffentlichen Raum eine Anhörung organisiert. Welche Erkenntnisse hat er daraus mitgenommen?
Das Gespräch führte die Redaktion für Grüne Blätter 1/2018: Stadt leben.
Ein Aspekt von „Stadt“ ist Sicherheit. Ein Thema, das auch dich beschäftigt. Warum?
Daniel Lede Abal: In einer Stadt leben viele Menschen auf wenig Raum – da muss der öffentliche Raum eine gute Aufenthaltsqualität bieten. Ganz wesentlich ist, dass er sicher ist. Anlass, mich mit diesem Thema zu beschäftigen, waren Übergriffe und Fälle sexualisierter Gewalt im öffentlichen Raum, etwa die ermordete Studentin in Freiburg oder eine Serie von Übergriffen in meinem Wahlkreis. Darüber wird ausführlich berichtet, was ich wichtig finde. Zwar spielt sich die Mehrzahl der Übergriffe im nahen Umfeld ab. Aber was im öffentlichen Raum geschieht, beeinflusst unabhängig von der tatsächlichen Bedrohungslage nachweislich die gefühlte Sicherheit.
Du sprichst von „gefühlter Sicherheit“. Was meinst du damit?
Daniel Lede Abal: Die Kriminalprävention unterscheidet zwischen subjektiver und objektiver Sicherheit. Objektive Sicherheit ist die Abwesenheit von tatsächlichen Gefahren oder Bedrohungen auf der Basis der Kriminalstatistik. Gefühlte Sicherheit dagegen ist die Abwesenheit von Angst und Furcht. Beide sind nicht zwingend deckungsgleich. So kann man sich an einem Ort subjektiv unsicher fühlen, aber objektiv in Sicherheit sein. Wir wollen aber sowohl objektive Sicherheit als auch gefühlte Sicherheit stärken.
Und wie erreicht man das?
Daniel Lede Abal: Die halbe Wahrheit ist: Die Polizei muss gut ausgestattet werden. Aber das allein reicht nicht. Sichere öffentliche Räume brauchen kluge Stadtplanung und die Berücksichtigung sozialer Aspekte. Subjektive und objektive Sicherheit lassen sich erhöhen, indem man Räume so gestaltet, dass sie davon abhalten, Straftaten zu begehen; etwa durch gute Beleuchtung oder Übersichtlichkeit. Oft entsteht Unsicherheit, weil Personen als bedrohlich empfunden werden – häufig unberechtigt, aber das Gefühl ist eben da. Ich bin absolut dagegen, unbequeme Menschen aus dem öffentlichen Raum zu vertreiben. Aber die Frage ist, wie wir diese Personen über bessere Sozialstrukturen, über Beratungs- und Hilfsangebote, über aufsuchende Sozialarbeit erreichen.
Vor allem junge Menschen treibt die Frage nach Sicherheit im Nachtleben. um. Gibt es auch dazu Konzepte?
Daniel Lede Abal: Ja, auch das gehört zu einer sicheren Stadt. In Clubs und Bars sollte eine Atmosphäre herrschen, die nicht bedrohlich ist. Die Betreiber*innen brauchen ein Konzept für den Umgang mit Belästigungen. Dazu gehört, dass das Personal geschult ist. Und Besucher*innen müssen wissen, dass und wie sie sich an Angestellte wenden können, beispielsweise über Codewörter. Eine Idee ist auch, für Personen, die mehrfach auffällig werden, ein stadtweites Hausverbot in Clubs und Bars zu verhängen.
Ein Beitrag aus unserer Mitgliederzeitschrift zum Thema Städte: Grüne Blätter 1/2018: Stadt leben