Ostern ohne Ostereier? Ob bunt bemalt, ausgeblasen oder gekocht, Ostereier gehören für viele dazu. Nur: Woher bekommt der Osterhase eigentlich seine Eier? Bezieht er sie von glücklichen, freilaufenden Hühnern oder hält er die Hennen in engen, modrigen Käfigen gefangen?
Diese Frage lässt sich schnell beantworten. Denn es ist einfacher geworden, Käfig-Eier liegen zu lassen, seit 2004 gibt es eine europaweite Kennzeichnungspflicht für Eier. Die erste Zahl des Codes auf jedem Ei – also 0-DE-08XXXXX – weist dabei die Art der Haltung aus.
Eine 0 bedeutet artgerechte Haltung:
Die Hühner haben 24 Stunden am Tag Gelegenheit zum Auslauf und können im Gras nach Würmern scharren. Es gibt getrennte Bereiche zum Liegen, Koten und Essen. Die Hühner bekommen ökologisches Futter ohne Antibiotika oder sonstige Zusätze.
Eine 1 bedeutet Freilandhaltung:
Tagsüber haben die Hühner Gelegenheit zum Auslauf. Es gibt Sitzstangen, Nester und Einstreu. Auf vier Quadratmeter kommt ein Huhn.
Eine 2 bedeutet Bodenhaltung:
Die Hühner werden im Stall gehalten. Ein Drittel der Fläche ist eingestreut, der Rest den Bodens besteht aus Gitter und Latten.
Eine 3 bedeutet Käfighaltung:
Die Hühner haben keine Möglichkeit, natürliche Verhaltensweisen auszuleben: Kein Flattern, kein Scharren, keine sozialen Kontakte. Die Käfige stehen auf Drahtgestellen mehrstöckig übereinander. Es gibt weder Sitzstangen noch Nester. Ein Huhn im Käfig hat nur etwa den Platz von zwei Dritteln einer Din-A-4-Seite.
Kein Ei mit der Drei – das ist Tierquälerei!
Wenn Du also Deine Ostereier nicht auf Kosten der Hühner genießen willst, kaufe Deine Eier aus ökologischer Haltung (mit der 0 vorne) oder aus Freilandhaltung (mit der 1). Eier mit der 2 sind kritisch, das Ei mit der 3 ist Tierquälerei.
Viele Verbraucherinnen und Verbraucher wollen keine Eier aus Käfighaltung. Dank der EU-weiten Eierkennzeichnung können alle beim Eierkauf klare Akzente setzen. Die meisten Handelsketten haben auf Wunsch ihrer Kundinnen und Kunden Käfigeier bereits aus den Regalen genommen. Heute stammen über 80 Prozent der an den Endkunden verkauften, unverarbeiteten Eier aus alternativen Haltungsformen. Während Hühnerbarone und Bauernverband eine Bevormundung der Verbraucher beklagen, freuen wir Grüne uns über diesen Erfolg der Politik mit dem Einkaufskorb.
Doch in vielen verarbeiteten Produkten wie Nudeln, Backwaren oder Eierspeisen werden nach wie vor Käfigeier eingesetzt – ohne Kennzeichnung. Dort können die Verbraucherinnen und Verbraucher Eier aus Qualhaltung nur vermeiden, wenn sie Bio-Produkte kaufen. Darum fordern wir die Ausweitung der Eierkennzeichnung auch auf verarbeitete Produkte.
Käfighaltung ist Tierquälerei
Das Bundesverfassungsgericht hat die Regelungen zur Kleingruppenhaltung von Legehennen für unvereinbar mit dem Grundgesetz erklärt. Das ist eine schallende Ohrfeige für eine große Koalition aus Union, SPD, FDP und Linken, die 2006 im Bundesrat mit der Einführung der Kleingruppenhaltung das Verbot der Käfighaltung von Legehennen rückgängig gemacht haben. Auch die Kleingruppenhaltung in den sogenannten ausgestalteten Käfigen widerspricht dem Tierschutz. Die Hennen haben darin zu wenig Platz, artgerechtes Verhalten ist so nicht möglich.
Nun hat die Bundesregierung bis Ende März 2012 Zeit, die Legehennenhaltung neu zu regeln. Der Bundesrat hat auf dieses Urteil reagiert und das Ende der Käfighaltung beschlossen. Neue Käfiganlagen dürfen nicht mehr genehmigt werden und alte Anlagen sollen nach einer Übergangsfrist von 11 bis 13 Jahren geschlossen werden.
12 Jahre weniger Knast für unsere Hühner
Bundeslandwirtschaftsministerin Aigner argumentiert, die 11- bis 13-jährige Übergangsfrist sei zu kurz und würde die großen Eierproduzenten finanziell zu sehr belasten. Deshalb will sie diese bis ins Jahr 2035 verlängern. Angesichts der Tatsache, dass die schwarz-gelbe Bundesregierung den Produzenten von Photovoltaikanlagen bei der Kürzung der Solarförderung nur eine Übergangsfrist von wenigen Wochen eingeräumt hat, erscheint diese Erklärung reichlich an den Haaren herbeigezogen. Einmal mehr tritt Ilse Aigner also das Wohl von Millionen von Tieren zugunsten der Interessen der Agrar-Lobby mit Füßen.
Wenn die Verbraucher die Wahl haben, lehnen sie meist sowieso die „3“-Eier ab. Auch viele Einzelhändler haben sich auf diese Nachfrage eingestellt, schon 2009 die Eier aus Legebatterien aus ihrem Programm genommen und jetzt auch keine Eier aus Kleingruppen-Käfigen in die Regale gestellt. Um 60 Prozent ist 2009 der Anteil der Hühner in Legebatterien gesunken. Der Anteil der Hühner in Bodenhaltung hat mit 13 Millionen Tieren erstmals die Käfighennen (7,5 Millionen Tiere) übertroffen.
Tierschutz ist Zukunft
Doch während die Hühnerbarone und ihre schwarz-gelben Unterstützer klagen, dass sie ihre Betriebe wegen der strengen deutschen Auflagen aufgeben und die Produktion samt Arbeitsplätzen ins Ausland verlagern müssen, werden in Deutschland 25 Prozent der Öko-Eier importiert. Auch bei Freiland- und Bodenhaltung kann die heimische Produktion die Nachfrage nicht decken. Anstatt ihre alten Pfründe verzweifelt zu verteidigen, sollten sich die Legehennenhalter auf die neue Marktsituation einstellen und das produzieren, was am Markt nachgefragt wird. Das bringt mehr Tierschutz und neue Arbeitsplätze!