Es ist bereits eine kleine Tradition: Zum nunmehr dritten Mal konnte der Landesvorsitzende Oliver Hildenbrand die Gäste beim Regenbogenempfang der baden-württembergischen Grünen am Vorabend der Christopher-Street-Day-Parade in Stuttgart begrüßen.
Neben Sekt, Häppchen und Musik stand aber auch der politische Charakter des CSD im Mittelpunkt. Schließlich sei die volle rechtliche Gleichstellung noch nicht erreicht, erinnerte Hildenbrand, und auch gegen Diskriminierungen von lesbischen, schwulen, bisexuellen, transgender, transsexuellen, intersexuellen und queeren Menschen (LSBTTIQ) gelte es vorzugehen. Baden-Württemberg soll gleiche Chancen für alle bieten, unabhängig von sexueller Orientierung und geschlechtlicher Identität, sagte Hildenbrand: „Dafür stehen wir Grüne ein – mit klarer Haltung, mit Entschlossenheit und Hartnäckigkeit. So war es in den Koalitionsverhandlungen mit der CDU und so wird es auch in den nächsten Jahren in der Regierung sein.“
‚Jetzt-erst-recht-Parade‘ nannte die Stuttgarter Zeitung den diesjährigen CSD. Es sei gerade jetzt geboten, Vielfalt und Offenheit zu leben, um Hass etwas entgegenzusetzen, forderte Hildenbrand. „Homophobe und transphobe Hetze gehen Hand in Hand mit dem Hass auf andere Minderheiten, den rechtspopulistische Parteien und religiöse Fundamentalisten säen wollen. Die freiheitliche Antwort auf diese Versuche, unsere Gesellschaft zu spalten, muss heißen: Vielfalt und Zusammenhalt.“
Brigitte Lösch, Stuttgarter Landtagsabgeordnete und Sprecherin für die Belange von LSBTTIQ, betonte, dass die von der grün-roten Landesregierung auf den Weg gebrachten Projekte fortgesetzt würden. Sie freute sich darüber, dass seit der Verabschiedung des „Aktionsplans für Akzeptanz und gleiche Rechte“ bereits viele Angebote ins Leben gerufen werden konnten. Mit Blick auf die Bundespolitik sei ihr neben der Eheöffnung besonders die Rehabilitierung der unter dem Paragraphen 175 verurteilen schwulen Männer ein „Herzensanliegen“. Zum Teil bis 1994 waren homosexuelle Handlungen unter Männern strafbar. Brigitte Lösch forderte Bundesjustizminister Heiko Maas auf, endlich einen Gesetzentwurf zur Aufhebung dieser Urteile vorzulegen. Es gehe um die Aufhebung der Vorstrafen, um Entschädigungen und darum, „die Würde der Opfer wiederherzustellen“.
Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn ging in seiner Rede näher auf das Motto „Operation Sichtbarkeit“ des diesjährigen CSDs ein. Seine Leidenschaft für die Linguistik merkte man dem früheren Lehrbeauftragten für sprachliche Kommunikation dabei durchaus an: „Das Motto drückt in besonderer Weise aus, dass die völlige Gleichberechtigung unterschiedlicher Lebensweisen und die Vielfalt von Geschlecht noch nicht erreicht sind. Sichtbarkeit und das Einstehen für die Rechte von so genannten Minderheiten sind erforderlich, solange Menschen auf Grund ihrer sexuellen Identität, Religion, Behinderung, Herkunft, ihres Geschlechts oder aufgrund des Alters von Benachteiligung, Gewalt und Diskriminierung betroffen sind.“ Deswegen sei eine Operation, eine komplexe Tätigkeit, die Strategie und Planung benötigt, erforderlich um volle Akzeptanz für die Belange von LSBBTIQ zu erreichen.