An diesem Samstag findet in Stuttgart die größte CSD-Parade Baden-Württembergs statt. Manne Lucha, seit Mai Minister für Soziales und Integration, spricht mit uns über das Engagement gegen Diskriminierung und Ausgrenzung.
Lieber Manne, dieses Jahr warst Du als frischgebackener Minister zum ersten Mal Gastgeber des CSD-Empfangs der Landesregierung. Warum ist es Dir ein wichtiges Anliegen, den Christopher Street Day zu unterstützen?
Unsere Gesellschaft ist auf einem guten Weg, was die Akzeptanz von Homosexualität angeht. Dass zum Beispiel das katholische Weingarten einen schwulen Bürgermeister hat, ist Normalität. Aber wer behauptet, es gebe heute hierzulande keine Diskriminierung mehr, dem schlage ich vor, einmal im Selbstversuch mit einer Person desselben Geschlechts händchenhaltend durch die Straßen zu schlendern. Bedauerlicherweise kann es dabei immer noch passieren, dass Sie beschimpft und beleidigt werden oder Ihnen sogar offen Gewalt angedroht wird.
„Gegen Diskriminierungen und Ausgrenzungen müssen wir alle zusammenhalten und gemeinsam mit Mut, offenem Visier und aller Kraft vorgehen.“
Was wird die Landesregierung in den nächsten Jahren unternehmen, um sich weiter für Akzeptanz und gleiche Rechte einzusetzen?
Wir stehen für ein modernes und vielfältiges Baden-Württemberg, in dem die Würde jeder und jedes Einzelnen gewahrt wird – unabhängig davon, wer er ist und wen sie liebt. Deshalb setze ich mich mit aller Kraft dafür ein, dass niemand aufgrund seiner sexuellen und geschlechtlichen Identität diskriminiert wird. Die Landesregierung wird den seit 2011 unter grün-geführter Regierung eingeschlagenen Kurs konsequent weiterverfolgen. Um Benachteiligungen von schwulen, lesbischen, bisexuellen, transsexuellen, transgender, intersexuellen und queeren Menschen in allen gesellschaftlichen Bereichen abzubauen, werden wir den Aktionsplan „Für Akzeptanz und gleiche Rechte in Baden-Württemberg“ Schritt für Schritt umsetzen. Seit der Verabschiedung des Aktionsplans wurden bereits zahlreiche Projekte auf den Weg gebracht. Die gute Zusammenarbeit mit dem Landesnetzwerk LSBTTIQ und weiteren Vereinen und Verbänden werden wir fortsetzen.
Dieses Jahr nimmt die Türkische Gemeinde Baden-Württemberg erstmals mit einer Fußgruppe an der CSD-Parade in Stuttgart teil. Ein wichtiges Zeichen?
Ja, das ist ein wichtiges und gutes Zeichen. Es kommt schließlich auf uns alle an, gegen Vorurteile und für eine offene, vielfältige Gesellschaft einzutreten. Es freut mich, dass sich die Türkische Gemeinde gegen Homo- und Transphobie engagiert und die Trägerschaft für ein Projekt für LSBTTIQ-Jugendliche mit Migrationshintergrund übernommen hat. Als Sozial- und Integrationsminister bin ich ja für beide Bereiche zuständig – und da gibt es noch mehr Schnittmengen: Zum Beispiel was die Bedürfnisse besonders schutzbedürftiger Flüchtlinge betrifft. Dazu gehören auch homosexuelle oder transsexuelle Flüchtlinge. Ich bin mir mit meinen Ministerkollegen in Bund und Ländern einig, wie wichtig hierfür entsprechende Gewaltschutzkonzepte und Beratungsangebote sind.