„Akzeptanz! Was sonst?“ ist das Motto des diesjährigen Stuttgarter Christopher Street Day (CSD). Schirmherr der Veranstaltung ist der Oberbürgermeister Fritz Kuhn. Im Interview erklärt er, warum er diese Aufgabe gerne übernommen hat und inwiefern der CSD für Stuttgart insgesamt steht.
Lieber Fritz, Du hast als Oberbürgermeister die Schirmherrschaft beim diesjährigen CSD in der Landeshauptstadt übernommen. Warum war es Dir wichtig, dieses Amt zu übernehmen?
Es ist mir eine große Ehre, in diesem Jahr Schirmherr für den Stuttgarter CSD zu sein. Der CSD steht für vieles, was Stuttgart ausmacht: Weltoffenheit und Liberalität. In unserer Stadt kann jeder und jede den eigenen Lebensstil pflegen. Lebensentwürfe unterschiedlichster Art haben ihren Platz in Stuttgart. Das zeichnet uns als Gemeinwesen aus. Doch auch wir müssen uns das regelmäßig wieder ins Gedächtnis rufen und gegen Widerstände verteidigen.
Der Christopher Street Day in Stuttgart steht in diesem Jahr unter dem Motto „Akzeptanz! Was sonst?“. Was verbindest Du persönlich und politisch mit diesem Motto?
Zuerst möchte ich der Truppe um Christoph Michl und dem CSD-Orgateam zu diesem wirklich gelungenen Motto gratulieren! Häufig werden Akzeptanz und Toleranz ja wechselseitig und austauschbar verwendet. Hinter jedem dieser Begriffe steht aber eine andere Geisteshaltung gegenüber der LSBTTIQ-Community. Toleriere ich andere Lebensentwürfe lediglich, suche ich keine direkte Auseinandersetzung, die Rechte und Pflichten werden auf einem Minimum belassen und das wird als ausreichend betrachtet. Steht die Gesellschaft jedoch zur Akzeptanz anderer Lebensentwürfe hat Diskriminierung keinen Platz mehr. Akzeptanz führt auch dazu, dass andere Lebensentwürfe selbstverständlich die gleichen Rechte einfordern dürfen und müssen. Damit sind wir bei den zentralen und berechtigten Forderungen der LSBTTIQ-Community unserer Zeit, denn echte Gleichstellung, die diesen Namen auch verdient, muss die „Ehe für Alle“ mit all ihren Rechten und Pflichten ermöglichen. Bei diesem Thema ist die schwarz-rote Bundesregierung von der Realität längst überholt werden – und jetzt auch von den USA.
Für Akzeptanz und gleiche Rechte in Baden-Württemberg hat die grün-geführte Landesregierung in den vergangenen Jahren viel erreicht. Auch die Landeshauptstadt Stuttgart zeigt großen Einsatz für eine offene und vielfältige Stadtgesellschaft. Wie sehen die konkreten Maßnahmen aus?
Die Landeshauptstadt hat das besondere Glück, auf die großartige Arbeit von vielen Ehrenamtlichen in diesem Bereich aufbauen zu können und gemeinsam Projekte zu verfolgen. Unser Ziel ist es, das Thema der sexuellen Orientierung und Identität offensiv mit der Stadtgesellschaft zu diskutieren und Anlaufstellen und Ansprechpartner zu bieten. Ein regelmäßiger Arbeitskreis mit Vertretern der Stadtverwaltung und den vielen engagierten Organisationen koordiniert Veranstaltungen und Themen. So entstand die Idee eines Regenbogenfamilientags im Rathaus und die Platzbenennung am Theater Rampe nach Karl Heinz Ulrich, einem der frühen Vorkämpfer für die Rechte der Homosexuellen. Persönlich besonders stolz bin ich auf die Fußgruppe der städtischen Mitarbeiter, die seit einigen Jahren bei der großen CSD-Parade in der Innenstadt mitlaufen. Als einer der größten Arbeitgeber in der Region zeigen wir so die Akzeptanz für die Lebensentwürfe unserer Mitarbeiter.