Peter Reinhardt in der Heilbronner Stimme vom 03.12.:
Die Südwest-Grünen sind machtbewusst geworden und demonstrieren Harmonie. Noch selten haben die baden-württembergischen Grünen einen Parteitag so entspannt über die Bühne gebracht wie an diesem Wochenende. Die Partei schwimmt auf einer Woge des Erfolgs, stellt mit Winfried Kretschmann den Ministerpräsidenten, mit Fritz Kuhn demnächst den OB in der Landeshauptstadt.
Bild Stuttgart vom 03.12.:
Für die Grünen ist jetzt klar, dass sie an das Ergebnis der Landtagswahl mit 24,2 Prozent anknüpfen wollen. Özdemir sagte, Baden-Württemberg sei das „Zugpferd“ der Grünen. Und: „Da ist noch ziemlich viel Luft nach oben.“ Komme dann noch ein Direktmandat in Stuttgart dazu, „wäre das eine Sensation“.
Renate Allgöwer in der Stuttgarter Zeitung vom 03.12.:
Ausgerechnet Schleierkraut. Diesen Blümchen gewordenen Ausdruck der Biederkeit schwenken die Bundestagskandidaten der Grünen zusammen mit jahreszeitlich korrekten gelben Chrysanthemen und feiern damit ihre Landesliste. ‚Ja, sind wir nun spießig oder nicht‘, witzelt die Spitzenkandidatin Kerstin Andreae und spielt damit auf die Debatte um die neue Bürgerlichkeit der Grünen an.
Roland Muschel in der Südwestpresse vom 03.12.:
Baden-Württemberg galt über Jahrzehnte als Stammland der Liberalen und als Erbhof der Christdemokraten. Nun sind es die Grünen, die das wichtige Flächenland vor der Bundestagswahl 2013 zu ihrer Machtbasis erklären. So ändern sich die Zeiten – und der Zustand der Parteien. Die grünen Rebellen von einst sind die Regierungspragmatiker von heute. […] Die grünen Ambitionen machen weder vor dem Gewinn mehrerer Direktmandate im Land noch vor Themen wie Bankenregulierung oder Tariftreue halt, mit denen sich eigentlich die Genossen profilieren wollen.
Nadine Michel in der taz vom 03.12.:
Er gehe gestärkt aus der Abstimmung hervor, so der Parteichef. „Wenn ich es nicht auf Platz zwei geschafft hätte, dann hätte das die CDU gegen mich ausgespielt. So gibt mir das Ergebnis Rückenwind für Stuttgart.“ Dort will Özdemir im nächsten Jahr das Direktmandat für die Grünen holen. Nach der gewonnenen Landtags- und Oberbürgermeisterwahl stehen die Chancen gut, dass er als Wahlkreisabgeordneter in den Bundestag einzieht.
Gabriele Renz in der Südwestpresse vom 03.12.:
Die Südwest-Grünen haben sich das große Spektakel versagt. Sie haben sich nicht bekriegt wie die Liberalen vor zwei Wochen. […] Die vielen Wahlsiege in Folge sind der Kitt, der alle eint. Für die öko- und klimabewegten Grünen kam es aber auch darauf an, darüber nicht die eigene Kernidentität aufzugeben und wenigstens den Anspruch auf Radikalität zu formulieren. Das bildet diese Kandidaten-Liste ab.
Rüdiger Soldt in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 02.12.:
Der Ministerpräsident ist ein Grüner, der künftige Stuttgarter Oberbürgermeister auch – jetzt fehlt nur noch ein Direktmandat. […] Schafft es Özdemir, den durch die verlorene Oberbürgermeisterwahl geschwächten Stefan Kaufmann zu besiegen, hätten die Grünen noch einmal ein Zeichen gesetzt. Der türkischstämmige Grüne hätte die Hochburg des alten und neuen schwäbischen Besitzbürgertums erobert.
Christoph Hickmann in der Süddeutsche Zeitung vom 03.12.:
Es ist ja richtig, dass Konkurrenz nichts Verwerfliches ist, dass es im Gegenteil seltsam wäre, wenn sich nicht auch Hierarchien immer mal wieder gegen Angriffe wehren müssten. Was aber ist das anderes als ein ständiger, immer wieder neu beginnender Kampf! Der macht Demokratie ja erst so richtig interessant und zwar auch für Leute, die sich nicht täglich ostentativ mit ihr beschäftigen. Gerade die Grünen haben davon zuletzt ziemlich profitiert. […] Bei der CDU hingegen haben sie kurz vor dem Parteitag flugs die Zahl der stellvertretenden Parteichefs aufgestockt, um Kampfkandidaturen zu vermeiden. So wahrt man den lieben Frieden – und verströmt gepflegte Langeweile.
Reiner Ruf in der Stuttgarter Zeitung vom 03.12.:
Wenn sie ihre gegenwärtige exzeptionelle Stellung in der politischen Landschaft behaupten wollen, tun die Südwest-Grünen gut daran, ein eigenes, durchaus auch regionales Selbstverständnis aufzubauen. Sie müssen ja nicht gleich CSU spielen und Trachtenjanker mit Hirschknöpfen tragen. Aber nah bei den Menschen zu sein, deren ganz normalen Alltagssorgen ernst zu nehmen und sich nicht in innerparteilichen Macht und Richtungskämpfen zu erschöpfen – das erscheint unabdingbar, wollen sich die Grünen auf Dauer als zweite politische Kraft im Südwesten etablieren.
Roland Muschel in der Badischen Zeitung vom 03.12.:
Die 38 frisch gekürten Kandidaten für die Bundestagswahl 2013 schwenken Sonnenblumen. Ein Teil der grünen Basis im Böblinger Congress-Center klatscht rhythmisch, der andere Teil schießt Handyfotos von der Szene . „Wir haben die größte Landesliste gewählt, die wir je hatten. Wir werden auch das beste Ergebnis holen, das wir je hatten“, ruft Grünen-Landeschef Chris Kühn in den Saal.