Am 18. Juni 2016 hat unsere LAG Tierschutzpolitik eine Exkursion zur Schildkötenauffangstation von Frau Christin Kern nach Weilimdorf unternommen. Wir waren sehr neugierig auf diese Station, denn Frau Kern hat für ihre vorbildliche Haltung und Pflege von ausgesetzten oder beschlagnahmten Schildkröten im letzten Jahr den Landestierschutzpreis gewonnen.
Es war ein sehr bereichernder Nachmittag in Frau Kerns paradiesischem Schildkrötengarten. Bei der Führung wurden uns exemplarisch Landschildkrötenarten vorgestellt. Dabei erklärte uns Frau Kern ausführlich die natürliche Lebensweise der Schildkröten in ihren jeweiligen Lebensräumen und die darauf basierenden besonderen Anforderungen an ihre Haltung als Haustiere bei uns.
Wie so oft im Leben war es einem Zufall zu verdanken dass Christin Kern heute eine Auffangstation für Schildkröten ehrenamtlich unterhält und weitgehend selbst finanziert. Da die Familie zwei Landschildkröten in einem schönen Gehege im Garten als Haustiere artgerecht hielt wurde vor Frau Kern vor rund 10 Jahren gefragt ob sie eine Abgabeschildkröte aufnehmen würde. Dieses Tier war in keiner guten Verfassung. Frau Kern nahm es auf, eignete sich die notwendige Pflegesachkunde an und pflegte das Tier gesund. Das sprach sich schnell herum. Die Folge war, dass immer mehr Anfragen zur Aufnahme von Schildkröten bei ihr eintrafen, von Haltern, die ihre Schildkröte abgeben wollten oder mussten, von Veterinären, die nicht wussten, wo sie beschlagnahmte Tiere unterbringen sollten oder von Menschen, die mit der Haltung ihrer kranken Schildkröten überfordert waren. Frau Kern konnte nicht nein sagen. Der große Garten wurde allmählich komplett zu einem Schildkrötenlebensraum umgebaut. Es gibt viele Höhlen, Hügel, Wasserläufe und große Gewächshäuser, in denen die Tiere bei ungünstigen Witterungen und im Winter Unterschlupf finden können. Es gibt eine Quarantänestation und eine Kinderstation. Denn die Kleinsten wären sonst in Gefahr von Wildtieren getötet zu werden. Allerdings sind auch die noch sehr jungen Schildkröten Abgabetiere. Eine Nachzucht findet in der Schildkrötenauffangstation nicht statt. Der Garten ist gleichzeitig ein Duftgarten mit unzähligen wunderschönen Kräutern und Stauden. Wir lernten, dass die Schildkröten in den meisten Haushalten nicht richtig ernährt werden. Sie brauchen Kräuter und Raufutter statt Obst und Gemüse, denn ihre Verdauungsorgane sind dafür nicht geeignet.
Frau Kern vermittelt auch Tiere. Die Voraussetzung ist, dass die künftigen Halter vorher bei ihr Sachkunde erwerben und eine artgerechte Haltung einrichten. Dies wird von ihr auch kontrolliert. Denn ohne Abgabe von Tieren würde die Auffangstation schnell an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen. Es gibt aber auch Tiere, die nicht mehr vermittelt werden können und deshalb dauerhaft in der Station bleiben müssen.
Frau Kern bietet regelmäßig Führungen in ihrer Schildkrötenauffangstation an und hält Vorträge in verschiedenen Einrichtungen über die Haltungsanforderungen von Schildkröten. An ihrem diesjährigen Tag der Offenen Tür kamen über 400 Besucherinnen und Besucher, um sich über die Station zu informieren. Es gibt diverse Zeitungsartikel über die ehrenamtliche Tierschutzarbeit von Frau Kern. Diese Öffentlichkeitsarbeit soll dazu beitragen, dass interessierte Menschen nicht leichtfertig Schildkröten erwerben, wenn sie ihnen kein tiergerechtes Leben ermöglichen können.
Der finanzielle Aufwand für die ehrenamtliche Schildkrötenaufnahmestation ist enorm. Die Kosten für das Futter, die Pflege, die Tierarztuntersuchungen-und Behandlungen sowie für den Betrieb der Gewächshäuser (u. a. Energiekosten) werden weitgehend von ihr selbst sowie durch Spenden aufgebracht. Nur für die beschlagnahmten Tiere gibt es von der Veterinärbehörde einen kleinen Unterhaltszuschuss. Insofern war der Landestierschutzpreis für Frau Kern nicht nur eine sehr verdiente Auszeichnung und Wertschätzung ihres ehrenamtlichen Tierschutzengagements, sondern auch eine wichtige finanzielle Hilfe. Wir wollen klären, ob nicht eine Unterstützung durch den Tierschutzfonds des Landes künftig infrage kommt.
Unsere LAG Tierschutzpolitik war von der langjährigen ehrenamtlichen Tierschutzarbeit von Christin Kern sehr begeistert und beeindruckt. Ein solches Engagement ist nur mit viel Idealismus, Einfühlungsvermögen und Empathie für unsere Mitgeschöpfe zu leisten. Wir bedanken uns deshalb bei Frau Kern und ihrer Familie und wünschen ihr auch weiterhin viel Freude und Erfolg bei ihrem großartigen Tierschutzengagement.