Der Überraschungscoup des Ministerpräsidenten Stefan Mappus, der am Montag den Ankauf der EnBW-Anteile der EdF verkündete, wirft nach Ansicht der Grünen im Landtag immer mehr Fragen auf. „Da das Land am Ende für den Deal wird bürgen müssen, brauchen wir Antworten auf eine Reihe von Fragen. Was wir seit Montag erfahren, sei es von Branchenkennern oder aus Zeitungsberichten, stimmt uns mittlerweile doch skeptischer als zu Beginn“, meinte der Fraktionsvorsitzende der Landtagsgrünen Winfried Kretschmann.
So stelle sich die Frage, warum der Ankauf unbedingt noch in diesem Jahr über die Bühne gebracht werden musste. Hat es die EdF wirklich derart eilig gehabt? Oder gab es andere Gründe? Immerhin gelte der Konsortialvertrag noch bis Ende 2011.
Unklar bleibe, warum Morgan Stanley bevorzugt worden sei und nicht die LBBW oder ein Konsortium von baden-württembergischen Banken, für die die Vermittlung des Ankaufs auch ein gutes Geschäft gewesen wäre. „Bei einem Ankauf durch das Land hätte das doch zumindest eine Option sein müssen“, meinte Winfried Kretschmann.
Natürlich bleibe es dabei, so Kretschmann, dass der Rückkauf auch Chancen für Baden-Württemberg biete, sofern Miteigentümer als Partner gefunden würden, die eine neue strategische Aufstellung des Unternehmens in Richtung zukunftsgerichtete Energiestrukturen mittragen und unterstützen. Aber gerade in diesem Zusammenhang müsse geklärt werden, warum das Land ein Preis bezahle, der 18 Prozent über den aktuellen Kurs liegt. In der Tat sei bei solchen Paketkäufen ein Zuschlag üblich, öfter sogar höher. Aber die EnBW sei mit seinem hohen Atomstromanteil und einer insgesamt schlechten Marktaufstellung, insbesondere im Gasbereich, nicht wirklich attraktiv.
Während der DAX nach oben zeige, gingen die Kurse der großen Energieversorger dieses Jahr konsequent nach unten. Auch die mittelfristigen Aussichten der EnBW seien nach Aussagen aus Wirtschaftskreisen nicht wirklich rosig.
„Mappus wird nächste Woche im Plenum viel zu erklären haben“, kündigt Kretschmann an. „Dass der ganze Deal ausgerechnet von seinem Intimus Dirk Notheis, der auch zum engsten Beraterkreis vom EnBW-Chef Villis gehört, und seiner Investmentbank Morgan Stanley begleitet werden soll, gibt dem ganzen zumindest ein Geschmäckle.“