Mit Schlagworten wie „Klimalüge“, „Umvolkung“ oder „Gendergaga“ machen Rechte Stimmung – am Stammtisch, in sozialen Netzwerken, aber auch im Parlament. Verschwörungstheorien sind ein verbreitetes Mittel in der politischen Auseinandersetzung. Was aber genau sind Verschwörungstheorien? Wie funktionieren sie? Und was können wir dagegen tun? Diese Fragen beantwortet Laura Hammel.
Von Laura Hammel für Grüne Blätter 4/2019: Mutbürger statt Wutbürger
Was ist eine Verschwörungstheorie
Verschwörungstheorien beinhalten nach der Definition von Prof. Michael Butter immer die Vorstellung, dass eine kleine Gruppe im Geheimen einen Plan verfolgt und versucht – im Kleinen oder im Großen – die Macht zu übernehmen. Womit wir es heute jedoch am meisten zu tun haben, sind Weltverschwörungstheorien, wie etwa auch im Fall des Terroranschlags von Halle. Der Attentäter war von der Existenz einer jüdischen Weltverschwörung überzeugt und griff eine Synagoge an. Ereignisse sind für Anhänger*innen solcher Weltverschwörungstheorien über geographische oder epochale Grenzen hinweg miteinander verbunden. Für sie ist Geschichte nicht das Produkt von komplexen Zusammenhängen oder Zufällen, sondern wird von bestimmten Menschen nach deren Willen gelenkt. Verschwörungstheorien beinhalten konservative Grundüberzeugungen: sie verklären die Vergangenheit zu einer heilen Welt, zu der sie zurückkehren wollen. Daher ist es auch kein Zufall, dass sie in der Rechten so weit verbreitet sind. Sie arbeiten mit der Gegenüberstellung eines innerlich konfliktfreien Volkes und einer Elite, die die Interessen des Volkes verraten hat. So lassen sie sich populistisch einsetzen.
Wie argumentieren Verschwörungstheorien
Sie erklären Ereignisse vom Ende her. Wer von etwas profitiert, muss es auch verursacht haben. Zusammenhänge werden radikal vereinfacht. Auf ihrer Suche nach Sündenböcken greifen sie auf weit verbreitete Feindschaften wie Antisemitismus oder Rassismus zurück. Hieran zeigt sich ihre Gefährlichkeit, weil Ausgrenzung und Verfolgung von Gruppen die Folge sein können.
Welche politischen Überzeugungen spielen eine Rolle
Aktuell vor allem, dass die etablierten Parteien alle unter einer Decke stecken und nicht zum Wohle der Wähler*innen regieren, sondern Mächten im Hintergrund dienen. Dies macht sich die AfD zu eigen, wenn sie sich als Gegenpol zu den „Altparteien“ inszeniert. Die „Klimalüge“ oder der „Bevölkerungsaustausch“ werden so zu Teilen eines großen Plans, die Bürger*innen zu entmündigen und ihrer Rechte zu berauben.
Was können wir tun?
Wir müssen entschieden widersprechen, wo immer uns Verschwörungstheorien begegnen, und überlegen, wie wir Echokammern aufbrechen können, um zu einem gesamtgesellschaftlichen Diskurs zurückzukehren. Aber auch wir GRÜNE müssen uns selbst immer wieder kritisch hinterfragen, etwa wenn es um wirtschaftliche Macht oder Gentechnik geht. An beidem gibt es sehr berechtigte Kritik, aber sie muss fundiert bleiben.
Ein Beitrag aus unserer Mitgliederzeitschrift zum Thema Rechtsradikalismus: Grüne Blätter 4/2019: Mutbürger statt Wutbürger